Aktuelle Ernährungsmedizin 2018; 43(S 01): S37-S41
DOI: 10.1055/a-0659-6261
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Nationale Strategien der Reduktion von Zucker, Fett und Salz in Lebensmitteln

National Strategies for the Reduction of Sugar, Fat and Salt in Food and Beverages
Dietrich Garlichs
Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG)
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Publication Date:
17 October 2018 (online)

Zusammenfassung

Trotz aller Bemühungen der Gesundheitspolitik erleben wir seit Jahrzehnten eine wachsende Übergewichtswelle – nicht nur in Deutschland, sondern in vielen Teilen der Welt. Alle Appelle an die Menschen, sich gesünder zu ernähren und mehr zu bewegen, sind gescheitert. In der Folge haben sich nichtübertragbare Krankheiten wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und einige Krebsarten massiv ausgebreitet. Diese nichtübertragbaren Krankheiten verursachen ungefähr 3/4 der vorzeitigen Todesfälle und den größten Teil unserer Gesundheitskosten.

Seit dem UN-Gipfel zu den nichtübertragbaren Krankheiten 2011 wird in vielen Ländern der Übergang von einer Verhaltens- zu einer Verhältnisprävention diskutiert. Besonders erfolgversprechend sind die fiskalischen Steuerungsversuche, das Verbraucherverhalten günstig zu beeinflussen. Deshalb schlagen medizinische Fachgesellschaften für Deutschland eine gesundheitliche Staffelung der Mehrwertsteuer vor: Obst und Gemüse werden von der Mehrwertsteuer befreit, Grundnahrungsmittel bleiben beim aktuellen Satz von 7 %, und Fertigprodukte mit viel zugesetztem Zucker, Salz oder Fett werden mit dem regulären Satz von 19 % besteuert. Beispiele aus anderen Ländern zeigen, dass Preissignale funktionieren. In Deutschland haben die Tabaksteuererhöhungen den Zigarettenkonsum unter jungen Menschen innerhalb von 10 Jahren halbiert; und die sogenannten Alkopops sind nach der Einführung einer entsprechenden Steuer praktisch vom Markt verschwunden.

Abstract

Despite all educational efforts, for decades we have been witnessing a growing obesity epidemic – not only in Germany but in most parts of the world. All appeals to the public to eat healthier and exercise more have failed. As a result, there has been a rapid spread of non-communicable diseases (NCD) such as diabetes, cardiovascular diseases and cancer, which account for about ¾ of premature deaths and most of our health care costs. Since the UN Summit on NCD in 2011, many countries consider more structural prevention strategies. Most promising are fiscal attempts to influence consumer behavior according to the WHO slogan: “To make the healthy choice the easier choice”. For Germany, a restructuring of the Value-Added Tax is proposed based on the food traffic light system: tax exemption for fruit and vegetables, 7 % for “normal” food and 19 % for processed products with lots of added sugar, fat or salt. Examples from other countries suggest that price signals work. In Germany, tobacco tax increases have halved cigarette consumption by young people within 10 years, and so called alcopops have almost disappeared since the introduction of a tax on them.