Zusammenfassung
Bemühungen zur Reduktion des Konsums von zuckergesüßten Getränken und Lebensmitteln
fokussieren in Deutschland bislang wesentlich auf eine verbesserte Ernährungsbildung.
Aus Sicht der Public Health Nutrition stehen jedoch eine ganze Reihe weiterer Maßnahmen
zur Verfügung, die international bereits zur Anwendung kommen.
So versetzt eine verbesserte Lebensmittelkennzeichnung von zuckergesüßten Fertigprodukten
in Form von interpretativen Visualisierungen (z. B. als Ampel oder Logo) auf der Vorderseite
der Verpackung VerbraucherInnen in die Lage, zwischen Alternativen zu entscheiden.
Eine Reihe weiterer Maßnahmen setzt bei der Lenkung der Wahl („Nudging“) an: Diese
reichen von der Änderung des Standards durch die freiwillige oder verbindliche Reformulierung
von Produkten über die gezielte Einschränkung des von der Industrie bzw. dem Einzelhandel
praktizierten Nudgings (Werbung, Marketing, Produktplatzierung etc.) bis hin zur Einführung
einer Steuer bzw. Abgabe auf zuckergesüßte Getränke oder adipogene Lebensmittel. Als
direkt wahleinschränkende Maßnahme wird schließlich noch der gezielte Verzicht auf
zuckergesüßte Getränke in spezifischen Settings, z. B. in Kindertagesstätten (Kitas)
und Schulen diskutiert, wie dies auch in den Standards der Deutschen Gesellschaft
für Ernährung (DGE) gefordert wird.
Derzeit finden Public-Health-Maßnahmen zur Reduktion des Konsums von zuckergesüßten
Lebensmitteln oder Getränken in Deutschland keine Anwendung. Der Koalitionsvertrag
fasst nun erstmalig eine Reihe von Maßnahmen konkret ins Auge (verbesserte Lebensmittelkennzeichnung,
Reformulierungsstrategie, flächendeckende Einführung der DGE-Standards), deren Umsetzung
einer kritischen Unterstützung durch die Gesellschaft bedarf.
Abstract
In Germany, current efforts to reduce the consumption of sugar-sweetened beverages
and foods focus largely on an improved nutritional education. From a Public Health
Nutrition perspective, a range of internationally implemented environmental interventions
are available.
Improved front-of-package labeling enables the consumers to actively choose between
alternatives. Further interventions guide – or nudge – consumer choices: interventions
changing the default through voluntary or compulsory reformulation of food products,
targeted restriction of nudging practiced by industry and retailers (e. g. advertisement,
marketing, product placement) or the introduction of taxes or levies on sugar-sweetened
beverages or obesogenic foods. Finally, the German Nutrition Society explicitly calls
for abandoning sugar-sweetened beverages from specific settings, such as kindergartens
and schools – an intervention that actively restricts choice.
The coalition agreement of the current government is the first to envision such interventions
(improved front-of-package labeling, a strategy for reformulation of food products
as well as the nationwide implementation of the catering standards issued by the German
Nutrition Society). Society should critically support their implementation.
Schlüsselwörter
zuckergesüßte Getränke - Public Health Nutrition - Logo - Nudging - Steuer
Keywords
sugar-sweetened beverages - Public Health Nutrition - front-of-package labeling -
nudging - tax