Z Geburtshilfe Neonatol 2018; 222(06): 266-267
DOI: 10.1055/a-0655-3349
Perinatalmedizin in Bildern
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Plattenepithelkarzinom der Zervix in graviditate

Sarah Gumpert
1   Klinik für Geburtshilfe und Pränatalmedizin, Universitätsklinikum Eppendorf, Hamburg
,
Manuela Tavares de Sousa
1   Klinik für Geburtshilfe und Pränatalmedizin, Universitätsklinikum Eppendorf, Hamburg
,
Ronja von Harten
1   Klinik für Geburtshilfe und Pränatalmedizin, Universitätsklinikum Eppendorf, Hamburg
,
Johanna Höink
1   Klinik für Geburtshilfe und Pränatalmedizin, Universitätsklinikum Eppendorf, Hamburg
,
Kurt Hecher
1   Klinik für Geburtshilfe und Pränatalmedizin, Universitätsklinikum Eppendorf, Hamburg
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Publication History

Publication Date:
30 July 2018 (online)

Fallpräsentation

Notfallmäßige Vorstellung einer 30-jährigen 1.-Gravida mit 29+3 Schwangerschaftswochen (SSW). Bisher unauffälliger Schwangerschaftsverlauf, anamnestisch keine relevanten Vorbefunde, in der Familie keine gynäkologischen oder sonstigen Krebserkrankungen. Der letzte PAP-Abstrich war im ersten Trimenon der aktuellen Schwangerschaft erfolgt und hatte einen unauffälligen Befund (PAP I) gezeigt.

Die Vorstellung erfolgte aufgrund einer seit 2 Stunden bestehenden, überregelstarken vaginalen Blutung mit Koagelabgang und leichten Kontraktionen. Dies war das bisher zweite Blutungsereignis in dieser Schwangerschaft. Eine Spekulumeinstellung wurde von der Patientin aufgrund massiver Schmerzen nicht toleriert. Sonographisch zeigte sich eine unauffällige fetale Entwicklung mit einem fetalen Schätzgewicht von 1360 g sowie unauffällige fetale und maternale Dopplerparameter und eine unauffällige Fruchtwassermenge. Die Plazenta bot keinen Hinweis auf eine vorzeitige Lösung. Im vaginalen sowie transabdominalen Ultraschall konnte eine ca. 32 mm messende, solide intrazervikale Raumforderung dargestellt werden ([Abb. 1]). Das Labor war bis auf eine Anämie mit einem Hb von 10,1 g/dl unauffällig.

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Abb. 1 Transabdominaler Schall bei Aufnahme: Solide intrazervikale Struktur.

Nach stationärer Aufnahme wurde die Lungenreifeinduktion unter Tokolyse mit einem Oxytocinrezeptorantagonisten begonnen. Im Rahmen einer Narkoseuntersuchung zeigte sich eine geöffnete Zervix, aus der eine Raumforderung mit oberflächlich diffuser Blutung herausragte. Die Histologie ergab ein teils schleimhautunterminierend wachsendes, invasives, schlecht differenziertes Plattenepithelkarzinom (high-grade G3) der Zervix uteri. Im MRT des Abdomens war das Rektum frei, jedoch zeigten sich beidseits suspekte iliakale Lymphknoten sowie ein (in der Schwangerschaft als physiologisch eingestufter) Harnstau II° rechts.

In der interdisziplinären Tumorkonferenz und in der perinatologischen Konferenz wurde zunächst ein abwartendes Procedere festgelegt. Für 34+0 SSW wurde die primäre Sectio-Hysterektomie mit pelviner und ggf. paraaortaler Lymphonodektomie geplant. Jedoch kam es – nach wiederholten kleineren vaginalen Blutungen mit Transfusionspflichtigkeit – mit 30+3 SSW zu einer erneuten überregelstarken vaginalen Blutung mit maternaler Kreislaufinstabilität sowie fetaler Bradykardie, sodass die Indikation zur notfallmäßigen Sectio-Hysterektomie gestellt wurde ([Abb. 2]).

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Abb. 2 OP-Präparat: Exophytisch wachsendes intrazervikales Karzinom.

Die abschließende Tumorklassifikation ergab ein high-grade (G3) Plattenepithelkarzinom der Zervix uteri FIGO IB2, Tumorstadium pT1b2, pN1 (12/32), V0, L1, Pn0 – R0, HPV Typ 16 (high risk) positiv ohne Befall der paraaortalen Lymphknoten. Im Rahmen der interdisziplinären Tumorkonferenz wurde die Empfehlung zur adjuvanten Radiochemotherapie mit Cisplatin weekly ausgesprochen.

Das Neugeborene (Geburtsgewicht 1630 g, APGAR 6/8/10) konnte nach kurzer intensivmedizinischer Behandlung (wegen eines milden Atemnotsyndroms) am 6. Lebenstag auf die neonatologische Normalstation verlegt und nach 7 Wochen mit einem Gewicht von 2690 g nach Hause entlassen werden.

 
  • Literatur

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  • 4 Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF): S3-Leitlinie Diagnostik, Therapie und Nachsorge der Patientin mit Zervixkarzinom, Langversion, 1.0, 2014, AWMFRegisternummer: 032/033OL: 111-114. https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/fileadmin/user_upload/Downloads/Leitlinien/Zervixkarzinom/LL_Zervixkarzinom_Langversion_1.0.pdf; [Stand: 05.07.2018]
  • 5 Favero G, Dittgen A, Pfiffer T. et al. Zervixkarzinom in der Schwangerschaft. Frauenarzt 2010; 51: 108-111
  • 6 Gonçalves CV, Duarte G, Costa JS. et al. Diagnosis and treatment of cervical cancer during pregnancy. Sao Paulo Med J 2009; 127: 359-365