Laryngorhinootologie 2018; 97(09): 596-597
DOI: 10.1055/a-0652-6144
Editorial
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Kommentar der Schriftleitung

Editor’s Comment
Andreas Dietz
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Publication Date:
05 September 2018 (online)

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Liebe Leserinnen und Leser,

wir hoffen, Sie hatten eine wunderbare Sommerzeit und gleichsam Erholung und Freude in den wohl verdienten Ferien, wo auch immer es Sie hin verschlagen hat. So passt auch zum Thema sehr gut die Diskussion zu einem aktuellen Lancet-Artikel zu Strategien zur Vermeidung von Burnout bei Ärzten. Der Burnout kann, so der Kommentar von Santiago Ewig, Bochum, gesehen werden als ein Symptom der zunehmenden Abschaffung des Ärztlichen im Rahmen eines rein wirtschaftlich aufgestellten Medizinbetriebs, an dem wir Ärzte selbst nicht ganz unschuldig sind. Was ist Burnout? Handelt es sich um ein individuelles Dispositionsrisiko, d. h. um eine Krankheitsneigung oder um Konsequenz einer systematischen Überforderung, diestrukturell vorgegeben und für das Individuum nicht beherrschbar ist? Tatsache ist, dass das Burnout unter Ärzten ein zunehmendes Problem darstellt. „Physicianburnout has reached epidemic levels“. Frau Kathrin Scheckenbach befasst sich mit einem anderen Thema, nämlich den Checklisten im Vorfeld von systematischer Nasennebenhöhlenchirurgie (FESS) [1]. Sie kommentiert eine amerikanische Publikation zu „Endoskopische Sinuschirurgie: Checkliste hilft Problemfälle vorab zu entdecken“ sehr positiv, wenn auch die Studiengruppe sehr klein war. Solche im Vorfeld erstellten Listen, die sich an der vorhandenen Pathologie orientieren und damit einen individuell ausgearbeiteten Therapieplan verfolgen, sind unbedingt zu begrüßen. Kritisch jedoch muss man sein, wenn solche Listen, am besten noch navigiert dokumentiert, unabhängig von bestehender Pathologie zu Abrechnungszwecken verfremdet werden.

Ein Muss für alle Nasennebenhöhlenchirurgen stellt der sehr prägnante Artikel von Werner Hosemann, Thomas Kühnel und Rainer Weber zu Stents und Platzhaltern in der endoskopischen endonasalen Nasennebenhöhlenchirurgie dar [2]. Insbesondere die kritische und umfangreiche Beschäftigung mit den derzeit auf dem Markt verfügbaren neuen Implantaten für die Nasennebenhöhlenchirurgie aus berufenem Munde ist sehr lesenswert, da wir alle derzeit mit massiver Werbung von Seiten der Industrie mit diesen neuen, nicht ganz billigen, Therapieoptionen konfrontiert werden [3], [4].

Aus Jena erfahren wir in einer sehr schönen Originalarbeit mehr zum Einfluss einer strukturierten Nachsorge auf die Therapietreue bei OSAS-Patienten unter CPAP-Therapie. Eine strukturierte, individuell angepasste Nachsorge ist wichtig für die Therapietreue, so die Schlussfolgerung von Frau Julia Ritter [5]. Aus der Phoniatrie/Pädaudiologie legt Andreas Nickisch eine interessante Arbeit zur Diagnostik von AVWS bei Erstklässlern mit der Frage vor, welche Tests auffällige von unauffälligen Kindern trennen [6]. Aus dem gleichen Fach kommt auch eine wertvolle Arbeit von Ben Barsties zur Internen Validität des Acoustic Voice Quality Index Version 03.01 und des Acoustic Breathiness Index [7]. In der Rubrik „Der interessante Fall“ wird ein Meningeom mit Ausdehnung in das Mittelohr vorgestellt [8]]. Spannend gestaltet sich ein skurriler Rechtsfall zu einer unerwartet schweren akzidentellen Naphazolin-Intoxikation mit der Notwendigkeit einer Schutzintubation und Beatmung nach Anwendung von modifizierter Messerklinger-Salbe, die bekanntlich eine lange Tradition in unserem Fach hat [9]. Fremdanamnestisch war durch die Tochter zu erfahren, dass die Patientin nach Einnahme und teilweise versehentlichem Verschlucken einer „Nasentinktur“ bei bekannten Nasennebenhöhlenbeschwerden Übelkeit und Erbrechen entwickelte. Nach Rücksprache mit der Apotheke und der Giftnotrufzentrale zeigte sich eine ausgeprägte Naphazolinüberdosierung, welche die oben beschriebene Symptomatik erklärte. Das Heft wird durch die CME-Fortbildung von Markus Hoffmann und Silke Tribius zu HPV bei Oropharynxkarzinomen in der 8. Ausgabe der TNM-Klassifikation [10] und dem Facharztfragenkatalog abgerundet.

Abschließend wünsche ich viel Lesevergnügen mit der aktuellen Ausgabe der LRO.

Ihr

Univ.-Professor Dr. med. Andreas Dietz

Schriftleitung

 
  • Literatur

  • 1 Scheckenbach K. Endoskopische Sinuschirurgie: Checkliste hilft Problemfälle vorab zu entdecken. Laryngo-Rhino-Otol 2018; 97: 600-601
  • 2 Hosemann W, Kühnel T, Weber R. Stents und Platzhalter in der endoskopischen endonasalen Nasennebenhöhlenchirurgie. Laryngo-Rhino-Otol 2018; 97: 606-614
  • 3 Rotter N. Evidenz und Evidenzlücken bei der Behandlung der behinderten Nasenatmung und der Rhinosinusitis. Laryngo-Rhino-Otol 2016; 95 S (01) S116-S135
  • 4 Wienke A, Hübner L. Lebensverändernde Folgen nach grob fehlerhafter Nasennebenhöhlenoperation. Laryngo-Rhino-Otol 2017; 96 (04) 244-245
  • 5 Ritter J, Geißler K, Schneider G. et al. Einfluss einer strukturierten Nachsorge auf die Therapietreue bei OSAS-Patienten unter CPAP-Therapie. Laryngo-Rhino-Otol 2018; 97: 615-623
  • 6 Nickisch A, Werner F, Kiese-Himmel C. Diagnostik von AVWS bei Erstklässlern: Welche Tests trennen auffällige von unauffälligen Kindern?. Laryngo-Rhino-Otol 2018; 97: 624-629
  • 7 Barsties V, Latoszek B, Lehnert B. Interne Validität des Acoustic Voice Quality Index Version 03.01 und des Acoustic Breathiness Index. Laryngo-Rhino-Otol 2018; 97: 630-635
  • 8 Stapper MC, Kirchesch D, Krömeke O. et al. Eine seltene Raumforderung des Mittelohres – von der Parazentese zur Diagnose. Laryngo-Rhino-Otol 2018; 97: 636-638
  • 9 Ellies M. Aus der Gutachtenpraxis: Überdosierung eines topischen α-Sympathomimetikums – ein Behandlungsfehler. Laryngo-Rhino-Otol 2018; 97: 639-640
  • 10 Hoffmann M, Tribius S. HPV bei Oropharynxkarzinomen in der 8. Ausgabe der TNM-Klassifikation. Laryngo-Rhino-Otol 2018; 97: 641-649