B&G Bewegungstherapie und Gesundheitssport 2018; 34(04): 159
DOI: 10.1055/a-0641-0118
Editorial
© Haug in Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

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Publication Date:
22 August 2018 (online)

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Klaus Pfeifer

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Gorden Sudeck

Menschen in Bewegung zu bringen, ist eines der wichtigsten Ziele der medizinischen Rehabilitation. Konkret formuliert heißt es in der Klassifikation therapeutischer Leistungen der Deutschen Rentenversicherung Bund: „Im Zentrum steht die Entwicklung individueller Kompetenzen, die die Initiierung und Aufrechterhaltung eines aktiven körperlichen Lebensstils fördern und damit die Effekte körperlicher Aktivität nachhaltig nutzbar machen und zu einem positiven Bewältigungsprozess im Umgang mit chronischen Erkrankungen und Einschränkungen der Partizipation beitragen“ (KTL 2015).

Menschen mit chronischen Erkrankungen sollen sich genauso viel bewegen wie Menschen ohne solche Erkrankungen. So ist es in den Nationalen Empfehlungen für Bewegung und Bewegungsförderung formuliert (siehe www.bewegungsempfehlungen.de). Allerdings stehen dem Erreichen dieses Ziels häufig Barrieren entgegen. Dazu gehören auf Seiten der Betroffenen z. B. Unsicherheiten oder Bedenken, ob Bewegung tatsächlich Nutzen bringt oder womöglich schaden könnte, fehlende positive Erfahrung mit Bewegung, geringes Wissen zu den vielfältigen Wirkungen oder fehlende Freude an Bewegung. Gerade für Menschen mit chronischen Erkrankungen scheint es daher notwendig zu sein, in der Bewegungstherapie zielgerichtet und systematisch verhaltensrelevante Determinanten zu adressieren. Dass dies eine aktuelle Herausforderung ist, zeigt auch die dazu in der letzten Zeit stärker gewordene internationale wissenschaftliche Diskussion (siehe z. B. entsprechende „Focused Symposia“ bei den letzten beiden Kongressen der „World Conference for Physical Therapy“), in der Wege und Möglichkeiten für eine verstärkt verhaltensbezogene Bewegungstherapie thematisiert werden.

Das vorliegende Heft widmet sich mit vier Beiträgen dieser aktuellen Thematik. Im ersten Beitrag von Geidl et al. werden Teilergebnisse aus einer umfassenden Querschnittsanalyse des „Ist-Stands“ der Bewegungsförderung in der deutschen Rehabilitationslandschaft berichtet. Grundlagen dafür sind Daten einer von der Deutschen Rentenversicherung Bund geförderten bundesweiten Studie zu Konzept- und Prozessmerkmalen der Bewegungstherapie. Die Autoren berichten hier insbesondere von Sichtweisen der Bewegungstherapeuten / innen, die diese im Rahmen einer qualitativen Studie äußerten.

Im zweiten Beitrag von Messner wird die bewegungstherapeutische Nutzbarkeit des „Motivational Interviewing“ vorgestellt ─ einer spezifischen verhaltensbezogenen Methode, in der die betreuten Klienten in Gesprächen auf Augenhöhe selbst für sie passfähige Wege für mehr Bewegung entwickeln können. Der Autor beschreibt konkret Einsatzmöglichkeiten dieser hilfreichen Methode in den Prozessen der Bewegungstherapie.

Weiterentwicklung und Qualitätssteigerung in der Bewegungstherapie können nur gelingen, wenn auch die in der Praxis tätigen Kolleginnen und Kollegen Möglichkeiten finden, ihr Wissen zu aktualisieren und die neuesten in der Wissenschaft diskutierten Methoden aufzugreifen und anzuwenden. Daher werden in den beiden Beiträgen von Göhner et al. sowie Streber et al. Erfahrungen aus aktuellen Projekten vorgestellt, die die bewegungstherapeutische Aus-, Fort- und Weiterbildung zum Thema haben. Dabei steht die Nutzung von Internet-basierten Weiterbildungsformaten (e-learning und blended learning) im Vordergrund – neue zukunftsträchtige Formate, die dazu beitragen, den Transfer aus der Wissenschaft in die Praxis zu beschleunigen und gleichzeitig den Austausch zwischen Akteuren in der Praxis und in der Wissenschaft zu intensivieren.

Wir wünschen Ihnen Lesevergnügen und viel inhaltlichen Gewinn beim Schmökern in dieser Ausgabe von B&G.

Klaus Pfeifer und Gorden Sudeck