Krankenhaushygiene up2date 2020; 15(01): 27-42
DOI: 10.1055/a-0639-4895
Präventionsmaßnahmen

Hygiene und Infektionsprävention in Hämodialyseeinrichtungen

Matthias Girndt

Subject Editor: Wissenschaftlich verantwortlich gemäß Zertifizierungsbestimmungen für diesen Beitrag ist Prof. Dr. Sebastian Lemmen, Aachen.
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Patienten mit terminaler chronischer Niereninsuffizienz werden mit Hämodialyse oder Peritonealdialyse behandelt. Hier sind besondere hygienische Bedingungen zu beachten – v. a. die ambulante Hämodialyse im Dialysezentrum stellt hohe Anforderungen an die Hygiene. Empfehlungen hierzu finden sich in der Leitlinie zu Infektionsprävention und Hygiene 2019 als Ergänzung zum Dialysestandard [1]. Die wichtigsten Aspekte daraus werden im Folgenden dargestellt.

Kernaussagen
  • Dialyseeinrichtungen benötigen ein funktionelles Raumprogramm sowie ein Mindestmaß an Fläche, um eine hygienisch einwandfreie Dialyse zu ermöglichen. Dialyseplätze müssen von 3 Seiten zugänglich sein, der Abstand zwischen 2 Behandlungsliegen soll mindestens 130 cm betragen.

  • Dialysewasser- und Konzentratversorgungssysteme werden im Rahmen eines Qualitätsmanagementsystems betrieben. Regelmäßige Desinfektion und mikrobiologische Überwachung sind nötig.

  • Ziel der Überwachung von Dialyseflüssigkeitssystemen ist es, die Bildung von bakteriell besiedeltem Biofilm zu verhindern.

  • Für die Hämodialyse ist der arteriovenöse Shunt der Gefäßzugang der ersten Wahl. Es gibt Patienten, bei denen eine Shuntanlage unmöglich oder medizinisch nicht sinnvoll ist (z. B. bei Herzinsuffizienz).

  • Surveillance und Benchmarking hinsichtlich katheterassoziierter Blutstrominfektionen sollen die Häufigkeit der gefährlichen Komplikation vermindern. Maßnahmenbündel zur Reduktion der Infektionsrate umfassen u. a. Personalschulung, antibakterielle Locklösungen und antibakterielle Katheterverbände.

  • In ambulanten Dialyseeinrichtungen wird nur anlassbezogen auf multiresistente bakterielle Erreger gescreent. Systematische Routinescreenings sind nicht indiziert.

  • Maximale hygienische Barrieremaßnahmen können bei MRSA- und 4MRGN-Kolonisation nötig sein, dazu gehört auch Einzelzimmerbehandlung.

  • Screening, aktive Hepatitis-B-Impfung und rationale Präventionsstrategien müssen auch bei zurückgehender Prävalenz die nosokomiale Transmission von Virushepatitiden bei Hämodialysepatienten verhindern.



Publication History

Article published online:
11 March 2020

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