Open Access
CC BY-NC-ND 4.0 · Geburtshilfe Frauenheilkd 2018; 78(07): 690-696
DOI: 10.1055/a-0635-8453
GebFra Science
Original Article/Originalarbeit
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Endometriose und Beta-hCG > 775 IU/l erhöhen das Risiko für nicht tubenerhaltende Chirurgie bei Tubargravidität

Artikel in mehreren Sprachen: English | deutsch
Kristin Nicolaus
1   Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Fortpflanzungsmedizin, Universitätsklinikum Jena, Friedrich-Schiller-Universität Jena, Jena, Germany
,
Jorge Jimenez-Cruz
2   Abteilung für Geburtshilfe und Pränatalmedizin, Universitatsklinikum Bonn, Bonn, Germany
,
Dominik Michael Bräuer
1   Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Fortpflanzungsmedizin, Universitätsklinikum Jena, Friedrich-Schiller-Universität Jena, Jena, Germany
,
Thomas Lehmann
3   Institut für Medizinische Statistik, Informatik und Dokumentation, Universitätsklinikum Jena, Jena, Germany
,
Anke Regina Mothes
1   Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Fortpflanzungsmedizin, Universitätsklinikum Jena, Friedrich-Schiller-Universität Jena, Jena, Germany
,
Ingo B. Runnebaum
1   Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Fortpflanzungsmedizin, Universitätsklinikum Jena, Friedrich-Schiller-Universität Jena, Jena, Germany
› Institutsangaben
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

received 29. Januar 2018
revised 23. April 2018

accepted 28. Mai 2018

Publikationsdatum:
25. Juli 2018 (online)

Preview

Zusammenfassung

Einleitung Die Tubargravidität stellt klinisch die relevanteste Form der ektopen Schwangerschaft dar. Therapeutischer Goldstandard in der operativen Therapie ist die laparoskopische Salpingotomie. Risikofaktoren für ein nicht tubenerhaltendes operatives Vorgehen sollten untersucht werden. Ein Beta-hCG-Cut-off-Wert sollte ermittelt werden, anhand dessen das operative Ausmaß der erforderlichen Tubenchirurgie möglicherweise vorherzusagen ist.

Material und Methode 97 Patientinnen mit Tubargravidität zur primär angestrebten Salpingotomie in der Universitätsfrauenklinik Jena von 2010 bis 2016 wurden retrospektiv erfasst. Anamnestische Risikofaktoren wie Adnexitis, Extrauteringravidität, Tubenchirurgie, Sterilitätstherapie und liegendes Intrauterinpessar wurden aufgenommen. Das Untersuchungskollektiv wurde in 2 Subgruppen eingeteilt: (1) laparoskopische lineare Salpingotomie oder (2) laparoskopische Tubenteilresektion respektive Salpingektomie. Risikofaktoren für die Salpingektomie wurden über eine binäre logistische Regression erhoben. Die statistische Analyse erfolgte über SPSS, Version 24.0, um Risikofaktoren für die nicht tubenerhaltende Chirurgie zu ermitteln.

Ergebnisse Eine laparoskopische Salpingotomie erhielten n = 68 Patientinnen (70,1%) und n = 29 Patientinnen (29,9%) eine laparoskopische Salpingektomie. Beide Gruppen unterschieden sich im Alter (p = 0,01), jedoch nicht bei den Parametern Gestationsalter, Vitalitäts- und Rupturstatus der Extrauteringravidität, Symptome bei Vorstellung. Patientinnen mit einer präoperativ bekannten Endometriose oder intraoperativ neu diagnostizierten Endometriose erhielten häufiger eine Salpingektomie (OR: 3,28, 95%-KI 0,9 – 10,8, p = 0,05). Für die Gruppe der Salpingektomie errechnete sich ein höherer Mittelwert des Beta-hCG als in der Gruppe der tubenerhaltenden Salpingotomie (3277,8 IU/l vs. 9338,3 IU/l, p = 0,01). Ein Cut-off-Wert des Beta-hCGs von 775 IU/l sagte eine Salpingektomie mit einer Richtig-positiv-Rate von 86,2% vorher und zeigte eine Risikoerhöhung für die Wahrscheinlichkeit einer notwendigen Salpingektomie (OR: 5,23; 95%-KI 0,229 – 0,471, p = 0,005).

Schlussfolgerung Das Vorhandensein einer Endometriose sowie ein Beta-hCG-Wert ab 775 IU/l erhöhen signifikant das Risiko für eine nicht tubenerhaltende Chirurgie bei Tubargravidität.