JuKiP - Ihr Fachmagazin für Gesundheits- und Kinderkrankenpflege 2018; 07(04): 173-174
DOI: 10.1055/a-0635-2650
Themen
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

News

Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
07. August 2018 (online)

Interprofessionelle Ausbildungsstation in der Pädiatrie am Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin Freiburg: Grenzen überwinden – zusammen lernen und arbeiten (IPAPÄD)

Zoom Image
Interprofessionelle Visite. (Quelle: Universitätsklinikum Freiburg)

Die stationäre Krankenversorgung von Kindern und Jugendlichen in Deutschland ist derzeit geprägt von immer kürzer werdenden Verweilzeiten bei steigenden Fallzahlen [1]. Die Betreuung der Patienten und ihrer Familien wird hierdurch für die Pflegenden im klinischen Arbeitstag herausfordernder und belastender. Um eine gute und effiziente stationäre Versorgung der Kinder und Jugendlichen auch weiterhin gewährleisten zu können und gleichzeitig für die Pflegenden die Berufszufriedenheit zu verbessern und die Belastung zu reduzieren, werden neue und innovative Konzepte benötigt. Die Stärkung des interprofessionellen Lernens und die Verbesserung der Zusammenarbeit Angehöriger unterschiedlicher Gesundheitsberufe bereits in der praktischen Ausbildung sind ein Schritt in diese Richtung. In der Ausbildung Pflegender findet bisher in Deutschland während der Praxiseinsätze noch an zu wenigen Standorten interprofessionelle Ausbildung statt. Auch im Medizinstudium findet ein berufsgruppenübergreifendes Lernen in der Praxis bisher kaum statt. Auf der interprofessionellen Ausbildungsstation (IPA) haben Auszubildende der Pflege und Medizin die Möglichkeit, unmittelbar im Arbeitsprozess interprofessionell zu lernen.

„Interprofessionelles Lernen findet statt, wenn Angehörige von zwei oder mehr Gesundheitsberufen über-, von- und miteinander lernen mit dem Ziel, die Zusammenarbeit sowie die Qualität der gesundheitlichen Versorgung zu verbessern.“ [2]

Am Zentrum für Kinder und Jugendmedizin des Universitätsklinikums Freiburg wurde im Rahmen eines Projekts in Kooperation mit der Kinderabteilung St. Hedwig und der Gesundheits- und (Kinder-)Krankenpflegeschule am St. Josefskrankenhaus Freiburg das innovative Konzept „Interprofessionelle Ausbildungsstation in der Pädiatrie (IPAPÄD)“ entwickelt. Die IPAPÄD Freiburg ist die erste interprofessionelle Ausbildungsstation in der Pädiatrie in Deutschland. Hier lernen und arbeiten Auszubildende der Gesundheits- und Kinderkrankenpflege im dritten Ausbildungsjahr und Medizinstudierende im praktischen Jahr mit Wahlfach Pädiatrie interprofessionell und weitgehend eigenverantwortlich im Rahmen ihrer praktischen Ausbildung. Gemeinsam versorgen sie während der jeweils zweiwöchigen IPAPÄD-Durchführungsphase pflegerisch und medizinisch in interprofessionellen Teams Patienten im Alter zwischen einem und 18 Jahren mit allgemeinpädiatrischen Krankheitsbildern.

Die Auszubildenden der Pflege und Medizin übernehmen die Verantwortung für „ihre“ Patienten während des stationären Aufenthalts. Als Team erheben sie die Anamnese, planen die Diagnostik und Therapie und führen alle erforderlichen pflegerischen und ärztlichen Tätigkeiten weitgehend selbstständig durch. Hierbei werden sie fachlich engmaschig durch Fachkräfte der Medizin und Pflege begleitet und bei Bedarf unterstützt. Das interprofessionelle Team wird kontinuierlich von einer Gesundheits- und Kinderkrankenpflegefachkraft mit Zusatzausbildung Praxisanleitung begleitet und supervidiert. Dabei liegt der Schwerpunkt auf der Reflexion und Umsetzung der interprofessionellen Zusammenarbeit und der Identifikation interprofessioneller Schnittstellen bei der stationären Versorgung der Patienten.

Weitere Schwerpunkte des Lernens und Arbeitens auf der IPAPÄD sind die interprofessionelle Kommunikation und das Feedback im Arbeitsprozess der beteiligten Berufsgruppen. Täglich reflektieren die Teams unter Anleitung sowohl fachliche und interprofessionelle Aspekte der gemeinsamen praktischen Arbeit als auch Aspekte ihres Lernprozesses. Im Arbeitsprozess und während der strukturierten Reflexionsphasen finden fachliche Peer-Teaching-Einheiten statt. Dabei stellen sich die Auszubildenden der Pflege und Medizin gegenseitig ihre berufsspezifischen fachlichen Inhalte, ihre Tätigkeiten und Fertigkeiten vor.

Mit der Durchführung und Implementierung der IPAPÄD Freiburg möchten wir einen Beitrag zur Erhöhung der Sicherheit von Patienten, der Effektivität und Effizienz in der klinischen Versorgung sowie zur Stärkung der Arbeitszufriedenheit der beteiligten Berufsgruppen leisten.

Autorinnen/Autoren

Stephanie Peters M.A.,
Gesundheitspädagogin und Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin, wissenschaftliche Mitarbeiterin;
Dr. Sebastian Bode,
Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, ärztliche Projektleitung;
Christine Straub M.A.,
Sozialwissenschaftlerin und Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin, Projektleitung und -koordination

Korrespondenzadresse

Arbeitsgruppe Lehre und Lehrforschung
Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin,
Klinik für Allgemeine Pädiatrie,
Universitätsklinikum Freiburg,
Mathildenstraße 1
79106 Freiburg
E-Mail: zkj.ipapaed.sjk@uniklinik-freiburg.de