Fortschr Neurol Psychiatr 2018; 86(07): 398
DOI: 10.1055/a-0631-3682
Fokussiert
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Narzissten spenden lieber, wenn sie sich selbst als bedürftig vorstellen

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Publikationsdatum:
20. Juli 2018 (online)

Eine Studie der Universitäten Köln und New York zeigt, dass sich die Spendenbereitschaft von Personen mit narzisstischen Persönlichkeitszügen durch eine egozentrische Perspektive deutlich erhöhen lässt. Das Forscherduo Dr. Esther Kang (Universität Köln) und Prof. Dr. Arun Lakshmanan (State University of New York at Buffalo) zeigte in einer Untersuchung, dass eine narzisstische Persönlichkeit gerade dann ein wohltätiger Spender sein kann, wenn er oder sie sich selbst in die Situation des Bedürftigen hineinversetzt.

Die Teilnehmer der Studie als potenzielle Spender waren vorher mit dem „Narcissistic Personality Inventory“ in ihrer Ausprägung eines narzisstischen Persönlichkeitszuges eingestuft und eingeteilt worden. In der anschließenden Untersuchung wurde ein fingierter Spendenaufruf eingesetzt, der die Situation eines syrischen Flüchtlingskindes in Jordanien zeigte. Die Autoren verglichen Daten von 2 verschiedenen Methoden der Spendenkampagne:

  • die erste Methode „Vorstellen des Empfängers“ regt an, sich die Lebensbedingungen des Bedürftigen vorzustellen,

  • wohingegen die zweite Methode darauf abzielt, sich selbst in die Situation des Bedürftigen hineinzuversetzen und sich an seiner Stelle zu sehen.

Das Ergebnis war, dass sich Spender mit einem ausgeprägten narzisstischen Persönlichkeitszug besser vorstellen konnten, selbst bedürftig zu sein, und dann auch höhere Beträge spendeten. Laut den Autoren können narzisstische Persönlichkeiten, die eine starke egozentrische Perspektive haben, mit der ersten Methode, sich die Situation durch die Augen einer anderen Person vorzustellen, nicht viel anfangen. So spielten die Gefühle und Bedürfnisse anderer Menschen für Narzissten eine nachgeordnete Rolle. Wird in der Spendenkampagne jedoch darauf abgezielt, dass sich der Spender selbst in die Situation hineinversetzt, wird die egozentrische Perspektive genutzt, um die Bedürftigkeit „am eigenen Körper“ zu spüren.

Die richtige Art von selbstbezogenen Bildern und Texten könnte nach Ansicht der Autoren für Spendenkampagnen eine effektive Methode sein, um narzisstische Persönlichkeiten als potenzielle Spender zu erreichen.

Nach einer Mitteilung der Universität zu Köln