Fortschr Neurol Psychiatr 2018; 86(07): 397-398
DOI: 10.1055/a-0631-3648
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Schon 1h Sport pro Woche hilft gegen Depressionen

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Publikationsdatum:
20. Juli 2018 (online)

Eine internationale Großstudie belegt, dass körperliche Aktivität vor der Entstehung einer Depression schützen kann. Erstmals konnte nachgewiesen werden, dass auch im weltweiten Vergleich die positiven Auswirkungen von sportlicher Bewegung unabhängig von Alter und Herkunft feststellbar sind.

Ein internationales Forscherteam hat herausgefunden, dass körperliche Betätigung dem Aufkommen von Depressionen entgegenwirkt, unabhängig von Alter, körperlichem Zustand und Herkunft. Die Wissenschaftler haben Datensätze aus 49 einzelnen Kohortenstudien zusammengefasst, bei denen untersucht wurde, ob körperliche Aktivität bei Menschen ohne psychische Erkrankungen zu einem reduzierten Risiko führte, Depressionen zu entwickeln. Insgesamt wurden die Angaben von 266.939 Personen (47 % männliche Studienteilnehmer) erhoben und die Befragungen im Durchschnitt nach 7,4 Jahren wiederholt.

Die Auswertung konnte belegen, dass Teilnehmer, die sich nur wenig bewegten, ein größeres Risiko hatten, eine Depression zu entwickeln, als die Teilnehmer, die eine hohe körperliche Aktivität aufwiesen. Darüber hinaus konnten die Wissenschaftler feststellen, dass dieser schützende Effekt bei Jugendlichen, Erwachsenen und Älteren in Europa, Nordamerika und Ozeanien gleichermaßen auftritt. Die Ergebnisse stimmen mit der „Exercise Your Mood”-Woche des Black Dog Institutes überein, welche die Australier dazu auffordert, ihre geistige Gesundheit durch körperliche Aktivität zu verbessern. In einer aktuellen Studie des Black Dog Institutes und der UNSW konnten Wissenschaftler belegen, dass 12 % der Depressionen durch nur 1h sportlicher Aktivität pro Woche hätten verhindert werden können.

Die Autoren fordern, nun sicherzustellen, dass diese Ergebnisse zu angemessenen Richtlinien führen. Dr. Felipe Barreto Schach von der Universidad La Salle aus Brasilien und leitender Autor sagt: „Es handelt sich hierbei um die erste weltweite Metaanalyse, die beweist, dass die bloße körperliche Aktivität förderlich dafür ist, die gesamte Bevölkerung vor Depressionen zu schützen”. Neben der Vielzahl an weiteren Vorteilen, die die körperliche Aktivität mit sich bringt, könnten ihre Erkenntnisse dazu führen, die körperliche Betätigung im Laufe des Lebens auf der Prioritätenliste neu zu positionieren, so die Autoren. Weitere Studien sind geplant, um das Mindestmaß an körperlicher Aktivität und den Effekt der verschiedenen Arten der körperlichen Betätigung zu ermitteln.

Nach einer Mitteilung des Instituts Ranke-Heinemann / Australisch-Neuseeländischer Hochschulverbund