Journal Club AINS 2018; 07(02): 63-64
DOI: 10.1055/a-0624-8256
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Chronischer Schmerz: Innovative Methode zur Bekämpfung

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Publication Date:
21 June 2018 (online)

Forscher des Instituts für Neurowissenschaften in Montpellier (Institut für Gesundheit und medizinische Forschung/Universität Montpellier) und des Labors für therapeutische Innovationen (Zentrum für wissenschaftliche Forschung/Universität Straßburg) haben den Mechanismus entdeckt, der für die Entstehung und den Verbleib des neuropathischen Schmerzes verantwortlich ist.

Dank ihrer Entdeckung haben sie einen innovativen Prototyp zur Behandlung dieser Schmerzen entwickelt, der am Tiermodell eine sofortige und dauerhafte therapeutische Wirkung zeigt. Diese Studie wurde am 12. März 2018 in der Fachzeitschrift Nature Communications veröffentlicht.

Französische Forscher haben herausgefunden, dass ein bestimmtes Molekül – FLT3 – bei chronischen Schmerzen eine unerwartete Rolle spielt. FLT3 ist bei verschiedenen Funktionen des Blutes aktiv und wird von blutbildenden (hämatopoetischen) Stammzellen produziert. Chronische Schmerzen sind das Ergebnis einer Schädigung der peripheren Nerven durch Krankheiten wie Diabetes, Krebs oder Gürtelrose bzw. durch unfallbedingte Traumata oder chirurgische Eingriffe. Die Forscher haben nun gezeigt, dass die Immunzellen im Blut, die den Nerv an der geschädigten Stelle umspülen, ein anderes Molekül – FL – synthetisieren und freisetzen. Dieses aktiviert das FLT3 und hängt sich daran an, wodurch im sensorischen System eine Kettenreaktion ausgelöst wird, die den Schmerz verursacht. Sie haben entdeckt, dass FLT3 den Schmerz erzeugt und aufrechterhält, indem es sehr frühzeitig auf andere Komponenten des sensorischen Systems einwirkt, die für das Andauern des Schmerzes verantwortlich sind: Dieses Phänomen wird Chronifizierung genannt.

Neben der Entdeckung der Rolle des FLT3 haben die Forscher ein anti-FLT3-Molekül (BDT001) geschaffen, das auf die Andockstelle des FL-Moleküls abzielt. Dieses BDT001-Molekül blockiert die Verbindung zwischen FL und FLT3 und verhindert somit die Kettenreaktion, die chronische Schmerzen zur Folge hat. An Tiermodellen führte das BDT001 innerhalb von drei Stunden zu einer Reduzierung der typischen neuropathischen Schmerzsymptome wie Hyperalgesie oder Allodynie und wirkte 48 Stunden.

Nach Angaben der Wissenschaftlichen Abteilung, Französische Botschaft in der Bundesrepublik Deutschland