Journal Club AINS 2018; 07(02): 62-63
DOI: 10.1055/a-0624-7908
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Männer erhalten häufig schlechtere medizinische Versorgung als Frauen

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Publication Date:
21 June 2018 (online)

Laut neuen Forschungsergebnissen der Deakin University in Melbourne entsprechen einheitliche Behandlungsansätze für Männer und Frauen im Rahmen der medizinischen Erstversorgung nicht den Anforderungen männlicher Patienten (Lovett D et al. Are nurses meeting the needs of men in primary care? Aust J Prim Health 2017; 23: 319 – 322). Hierin liegt auch ein Grund, weshalb die Lebenserwartung der Männer weltweit erheblich geringer ist als die der Frauen. Die Forscher fordern eine bessere Ausbildung der Pflegekräfte und mehr Einfühlungsvermögen bei der Behandlung männlicher Patienten.

Die von Dell Lovett an der Deakin University in Melbourne durchgeführte Studie belegt, dass Pflegekräfte in Krankenhäusern die speziellen Bedürfnisse von Männern häufig nicht beachten. Das Fachgebiet der Forscherin ist die Gesundheit des Mannes. Sie führte die Untersuchung in Zusammenarbeit mit Professor Trish Livingston von der Faculty of Health, Professor Bodil Rasmussen vom Western Health Deakin Partnership Chair und Dr Carol Holden von der Monash University durch.

Lovett erkannte durch Tiefeninterviews mit Pflegekräften und männlichen Patienten, dass mehr getan werden muss, um die speziellen Ansprüche von Männern im Rahmen der Krankenpflege besser zufrieden zu stellen. „Wir haben herausgefunden, dass viele Krankenpflegekräfte sensible oder persönliche Gesundheitsthemen mit männlichen Patienten ungern besprechen. Männliche Patienten verhalten sich nicht so wie weibliche Patienten – ihre Gesundheitsbedürfnisse sind anders, und die angewandten Pflegemaßnahmen müssen dementsprechend individuell angepasst werden."

Rasmussen unterstreicht, dass diese Studie hervorhebt, welche Verbesserungsmöglichkeiten es in Bezug auf männliche Patienten und Krankenpflegekräfte gibt und wo es neuer Behandlungsansätze bedarf. „Diese Studie – es ist die erste, die gleichermaßen den Umgang mit männlichen Patienten und die Erwartungen der männlichen Patienten an die Pflegekräfte untersucht – verdeutlicht die Diskrepanz im Bereich der Befähigung der Pflegefachkräfte hinsichtlich der angemessenen Behandlung männlicher Patienten. Die Interviews zeigten, wie groß der Verbesserungsbedarf wirklich ist, um Männer auch im Bereich der sexuellen und mentalen Gesundheit und im Bereich der Prophylaxe und Verhütung angemessen zu behandeln und zu beraten."

Nach Angaben des Australisch-Neuseeländischen Hochschulverbunds/Institut Ranke-Heinemann

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Quelle: PhotoDisc