Z Orthop Unfall 2018; 156(06): 646-652
DOI: 10.1055/a-0619-6400
Original Article/Originalarbeit
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Die beidseitige proximale Humerusfraktur – eine seltene Kombination mit hoher Komplikationsrate nach operativer Versorgung

Article in several languages: English | deutsch
Matthias Königshausen
Chirurgische Universitäts- und Poliklinik, BG Klinik Bergmannsheil Bochum, Ruhr-Universität Bochum
,
Valentin Rausch
Chirurgische Universitäts- und Poliklinik, BG Klinik Bergmannsheil Bochum, Ruhr-Universität Bochum
,
Eileen Mempel
Chirurgische Universitäts- und Poliklinik, BG Klinik Bergmannsheil Bochum, Ruhr-Universität Bochum
,
Alexander von Glinski
Chirurgische Universitäts- und Poliklinik, BG Klinik Bergmannsheil Bochum, Ruhr-Universität Bochum
,
Christopher Ull
Chirurgische Universitäts- und Poliklinik, BG Klinik Bergmannsheil Bochum, Ruhr-Universität Bochum
,
Maria Bernstorff
Chirurgische Universitäts- und Poliklinik, BG Klinik Bergmannsheil Bochum, Ruhr-Universität Bochum
,
Thomas Schildhauer
Chirurgische Universitäts- und Poliklinik, BG Klinik Bergmannsheil Bochum, Ruhr-Universität Bochum
,
Dominik Seybold
Chirurgische Universitäts- und Poliklinik, BG Klinik Bergmannsheil Bochum, Ruhr-Universität Bochum
,
Jan Gessmann
Chirurgische Universitäts- und Poliklinik, BG Klinik Bergmannsheil Bochum, Ruhr-Universität Bochum
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
04 July 2018 (online)

Zusammenfassung

Einleitung Die akute beidseitige proximale Humerusfraktur ist eine sehr seltene Verletzungskombination. Derzeit liegen innerhalb der Literatur keine Daten über diese bilateralen Verletzungen vor. Das Ziel war es, die vorhandenen Fälle beidseitiger Humeruskopffrakturen retrospektiv hinsichtlich Inzidenz, Komplikations- und Revisionsrate zu analysieren.

Methodik Sämtliche Datensätze beidseitiger proximaler Humerusfrakturen wurden retrospektiv ausgewertet. Dabei wurde der Fokus auf Ursache der Verletzung, Frakturschwere und den klinischen Verlauf gelegt und mit monolateralen proximalen Humerusfrakturen innerhalb der Literatur verglichen. Ausgeschlossen wurden beidseitige posteriore Humeruskopfluxationsfrakturen, da diese Frakturen eine eigene Entität darstellen.

Ergebnisse Insgesamt wurden im Zeitraum zwischen 2005 und 2016 n = 17 Patienten mit einer beidseitigen frischen proximalen Humerusfraktur in unserem Hause primär behandelt (n = 12 Frauen, n = 5 Männer, Durchschnittsalter: 68 Jahre; insgesamt 34 proximale Humerusfrakturen). Der übliche Traumamechanismus war ein Sturz auf beide Arme (82% [18% Polytrauma]). Dabei lagen zu 65% dislozierte proximale 3-/4-Part-Humerusfrakturen vor. Primär wurden überwiegend winkelstabile Plattenosteosynthesen durchgeführt (64%), gefolgt von Frakturprothesen (18%; Zuggurtung: 3%; konservativ: 15%). Insgesamt kam es in n = 10 Patienten (59%) bzw. bei n = 18 (53%) proximalen Humerusfrakturen zu einer Komplikation vorwiegend mit Osteosyntheseversagen (44%). In n = 14 (78%) der Komplikationen waren Folgeoperationen notwendig. Ein C2-Abusus war mit 29% vermehrt innerhalb des bilateralen Kollektivs im Vergleich zu Patienten mit monolateralen Frakturen nachweisbar.

Schlussfolgerung Im Vergleich zu monolateralen proximalen Humerusfrakturen gehen beidseitige proximale Humerusfrakturen überwiegend mit mehrfragmentären dislozierten Frakturen einher. Auch die Komplikationsrate nach operativer Versorgung liegt dabei höher als die der Versorgungen bei den monolateralen Frakturen.