Laryngorhinootologie 2018; 97(06): 367-368
DOI: 10.1055/a-0588-6578
Editorial
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Kommentar der Schriftleitung

Editor’s Comment
Andreas Dietz
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Publication History

Publication Date:
11 June 2018 (online)

Liebe Kolleginnen und Kollegen,
liebe Leserinnen und Leser,

nun halten Sie bereits das Juni-Heft 2018 der Laryngo-Rhino-Otologie in den Händen und fragen sich wahrscheinlich, wo die Zeit des letzten vergangenen halben Jahres geblieben ist. Neben wieder zahlreichen Artikeln, Originalarbeiten und Übersichtsreferaten zu verschiedenen Themen unseres Faches freue ich mich, dass wir auch zu einer aktiven Leserdiskussion beitragen können. In diesem Kontext verweise ich auf die wertvolle Diskussion zwischen Herrn Jäckel [1] und Herrn Ellies [2] zu dem von Herrn Ellies erstellten Artikel aus der Gutachtenpraxis „Was ist eine Biopsie mit Inzision? Begutachtung der Codierung im GDRG-System in der HNO-Heilkunde [3].

In der Rubrik „Sehen und Verstehen“ berichtet Kollege Nawka aus Berlin über Carcinoma in situ der Stimmlippe und beschreibt neben der Diagnostik auch das Ergebnis nach subepithelialer Chordektomie [4]. Kollege Nawka weist darauf hin, dass bei erneuter Bildung von Epithelverdickungen in der Nachsorge eine direkte Mikrolaryngoskopie mit Probeexzisionen oder Nachresektionen indiziert sind. Da sich die Stimme nach der Behandlung deutlich verbessern kann, ist eine erneut zunehmende Heiserkeit als Zeichen eines Rezidivs zu werten (Feindiagnostik siehe auch [5]).

Von Herrn Koopmann und Kollegen aus Münster wird eine interessante Übersichtsarbeit zum Plattenepithelkarzinom des Naseneingangs vorgelegt [6]. In der Zusammenfassung wird postuliert, dass kleinere T1–2 Tumore nach Wang operiert oder bestrahlt werden können. Größere Tumore sollten reseziert und einer adjuvanten Bestrahlung zugeführt werden. Bei T1, T2, N0 Situationen kann nach dezidierter bildgebender Diagnostik eine elektive Therapie der regionalen Lymphknoten ausgesetzt werden. Da diese Tumore nicht so häufig vorkommen, gibt die vorliegende Arbeit eine schöne Übersicht zu den Therapieempfehlungen im Spiegel der aktuell vorliegenden Literatur (Gedanken zur Epithetik sind ebenfalls in diesem Kontext in Einzelfällen empfehlenswert: [7]).

Frau Heyduck aus Ulm stellt als Originalarbeit eine deutschlandweite Umfrage zur Wertigkeit der Ultraschalldiagnostik im Kopf-Hals-Bereich vor [8]. Die Umfrage wurde 2013–2014 durchgeführt und galt zur Erfassung des Alltags des HNO-Arztes im klinischen und niedergelassenen Bereich. Festgestellt wird, dass sich die Ultraschalldiagnostik insgesamt im HNO-Bereich seit den 90er-Jahren fest etabliert hat. Gleichzeitig zeichnet sich ein Wandel in den Anwendungsgebieten der Ultraschalldiagnostik ab mit Abnahme der Nasennebenhöhlendiagnostik und Zunahme der Weichgewebediagnostik.

Eine weitere Originalarbeit zur eingeschränkten Schlafqualität als indirekte psychosoziale Folge einer Fazialisparese wird von Susanne Worrack und Kollegen aus Jena vorgelegt [9]. In dieser Arbeit konnte herausgearbeitet werden, dass Schlafprobleme im Kontext einer Fazialisparese weniger durch die krankheitsbedingten Beeinträchtigungen verursacht werden, als vielmehr eine indirekte Folge anzusehen sind. Auf die Notwendigkeit der Betrachtung der psychosozialen Folgen einer Fazialisparese wird hingewiesen.

Von Herrn Franzen aus Neuruppin und Kollegen wird eine Originalarbeit zur veränderten Indikation zur Parotidektomie im nordwestlichen Brandenburg vorgelegt [10]. In der Studie konnte die sinkende Bedeutung der Parotitis als Indikation für eine Parotidektomie, bedingt durch verbesserte nicht chirurgische Verfahren, dargestellt werden. Interessanterweise war der Anstieg der Malignome auf die steigende Prävalenz von intraepithelialen Metastasen der Plattenepithelkarzinome der Haut zurückzuführen.

In der Rubrik „Der interessante Fall“ wird eine unklare submuköse Raumforderung im supraglottischen Bereich vorgestellt, die sich als invertiertes Papillom entpuppte [11]. Des Weiteren wurde in dieser Rubrik ein sehr destruierender schmerzloser Tumor des Gesichtsschädels mit sekundärer Stirnhöhlenmukozele aus der Würzburger Gruppe um Stefan Hackenberg vorgestellt [12].

Herr Wienke äußert sich umfangreich über die aktuellen Notwendigkeiten einer juristisch sauberen Aufklärung [13]. In der Rubrik „Facharztwissen HNO“ wird die Chirurgie der Läsion des Nervus fazialis umfangreich von Jovanna Thielker aus der Jenaer Klinik vorgestellt [14].

Das Heft wird abgeschlossen mit den Fragen zur Facharztprüfung sowie einem Auszug des Operationslehrenklassikers von Eugene Tardy zu seinen Ausführungen zur Rhinoplastik [15].

Ich wünsche Ihnen viel Lesevergnügen und verbleibe mit herzlichen Grüßen

Ihr Professor Dr. med. Andreas Dietz
Schriftleitung LRO

 
  • Literatur

  • 1 Jäckel MC. Leserbrief zu Ellies M. Aus der Gutachtenpraxis: Was ist eine Biopsie mit Inzision? Begutachtung der Kodierung im G-DRG-System in der HNO-Heilkunde. Laryngo-Rhino-Otol 2018; 97: 373
  • 2 Ellies M. Antwort von Prof. Dr. med. Maik Ellies auf den Leserbrief von Jäckel M zu Ellies M. Aus der Gutachtenpraxis: Was ist eine Biopsie mit Inzision? Begutachtung der Kodierung im G-DRG-System in der HNO-Heilkunde. Laryngo-Rhino-Otol 2018; 97: 374-375
  • 3 Ellies M. Aus der Gutachtenpraxis: Was ist eine Biopsie mit Inzision? Begutachtung der Kodierung im G-DRG-System in der HNO-Heilkunde. Laryngo-Rhino-Otol 2018; 97: 203-205
  • 4 Nawka T. Carcinoma in situ der Stimmlippe. Laryngo-Rhino-Otol 2018; 97: 377-378
  • 5 Braunschweig T, Schelhorn-Neise P, Döllinger M. Die Untersuchung funktioneller Stimmstörungen mit Hilfe der Hochgeschwindigkeitsvideotechnik. Laryngo-Rhino-Otol 2008; 87: 323-330
  • 6 Koopmann M. et al. Das Plattenepithelkarzinom des Naseneingangs – Eine Literaturübersicht. Laryngo-Rhino-Otol 2018; 97: 379-391
  • 7 Volkenstein S.. et al. Epithetische Versorgung von Gewebedefekten im Kopfbereich. Laryngo-Rhino-Otol 2007; 86: 854-860
  • 8 Heyduck A, Jecker P, Bozzato A. Deutschlandweite Umfrage zur Wertigkeit der Ultraschalldiagnostik im Kopf-Hals-Bereich. Laryngo-Rhino-Otol 2018; 97: 392-397
  • 9 Worrack S. et al. Eingeschränkte Schlafqualität als indirekte psychosoziale Folge einer Fazialisparese. Laryngo-Rhino-Otol 2018; 97: 398-404
  • 10 Franzen AM, Kaup Franzen C, Coordes A. Veränderte Indikation zur Parotidektomie im nordwestlichen Brandenburg: Eine Longitudinaluntersuchung. Laryngo-Rhino-Otol 2018; 97: 405-409
  • 11 Ecke A. et al. Unklare submuköse Raumforderung im supraglottischen Bereich: Erste Fallbeschreibung. Laryngo-Rhino-Otol 2018; 97: 410-411
  • 12 Schendzielorz P. et al. Ossär destruierender, schmerzloser Tumor des Gesichtsschädels mit sekundärer Stirnhöhlenmukozele. Laryngo-Rhino-Otol 2018; 97: 412-414
  • 13 Wienke A. Wie würden Sie entscheiden?. Laryngo-Rhino-Otol 2018; 97: 415-418
  • 14 Guntinas-Lichius O. et al. Chirurgie bei Läsionen des Nervus facialis. Laryngo-Rhino-Otol 2018; 97: 419-434
  • 15 Kastenbauer E, Tardy ME. Rhinoplastik. Laryngo-Rhino-Otol 2018; 97: 437-440