Laryngorhinootologie 2018; 97(05): 357-358
DOI: 10.1055/a-0553-1642
Facharztfragen
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Fragen für die Facharztprüfung


Subject Editor: Dr. med. Gerlind Schneider, Jena
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Publication Date:
02 May 2018 (online)

Parotis

Sprechen Sie über Indikationen, Kontraindikationen und Aufklärung zur Parotidektomie!

Antwort: Bei der partiellen Parotidektomie werden Drüsenanteile in situ belassen. Bei der kompletten Parotidektomie werden der Außen- und der Innenlappen der Drüse vollständig entfernt.

Die häufigste Indikation zur Parotidektomie sind die meist gutartigen solitären Tumoren der Ohrspeicheldrüse. Bei den gutartigen Tumoren ist je nach Ausdehnung und Lage oft eine partielle Parotidektomie unter Belassung von Speicheldrüsengewebe möglich. Der Tumor darf allerdings nicht entlang der vermeintlichen Kapsel präpariert werden, da es sich bei der Kapsel um eine Pseudokapsel handelt und Tumoranteile auch außerhalb der Kapsel vorliegen können. Die Entfernung erfolgt immer mit ausreichend umliegendem Parotisgewebe. Weitere Indikationen sind maligne Parotistumoren und Lymphknotenmetastasen in der Parotis. Eine Parotidektomie ist auch indiziert zur histologischen Sicherung eines Lymphknotenbefalls im Rahmen einer lymphatischen Grunderkrankung. Bei einer Sialolithiasis ist nach Ausschöpfung anderer Maßnahmen (Sialendoskopie mit Steinentfernung, Gangschlitzung) die Parotidektomie als ultima ratio indiziert. Wenn bei ausgedehnten traumatischen Verletzungen der Parotisregion eine lokale Rekonstruktion nicht mehr möglich ist, kann eine Parotidektomie indiziert sein, um Speichelfisteln vorzubeugen und den N. facialis darzustellen und ggf. zu rekonstruieren. Weitere Indikationen sind die chronisch rezidivierende Sialadenitis und der primäre oder sekundäre Mb. Sjögren. Bei ausgeprägten Beschwerden, dauerhaften auch ästhetisch störenden Anschwellungen ist die totale Parotidektomie sinnvoll.

Kontraindikationen sind nur eine nicht vorhandene Narkosefähigkeit.

Nahezu alle Indikationen zur Parotidektomie sind keine Notfallindikationen. Die Aufklärung muss deshalb mindestens 24 h präoperativ mit ausreichender Bedenkzeit für den Patienten erfolgen. Die Aufklärung umfasst Komplikationsmöglichkeiten und Risiken sowie eine Verlaufsaufklärung. Die Verlaufsaufklärung beinhaltet den zeitnahen postoperativen Ablauf (lokale Schmerzen, Schwellung, Verband, Redondrainage) und den Langzeitverlauf (Sensibilitätsstörungen, Substanzdefekt, Narbenbildung).

Allgemeine Operationsrisiken sind Wundheilungsstörungen, Narbenbildung und Unverträglichkeiten von Medikamenten.

Spezielle Operationsrisiken der Parotidektomie sind:

  • Nachblutungen – Nachblutungen treten meist in den ersten Tagen nach der Operation auf. Selten (1 bis 10 Behandelte von 10 000) ist eine nochmalige operative Maßnahme zur Blutstillung erforderlich. Bluttransfusionen sind sehr selten (weniger als 1 Behandelter von 10 000) erforderlich.

  • Schädigung des N. fazialis – teilweise (am häufigsten Mundast) bis komplett, häufig temporär, selten dauerhaft; bei bösartigen Tumoren ist es häufig notwendig einen Teil des Nerven zu resezieren. Je nach Ausmaß der Resektion sind gleichzeitige Nervenrekonstruktionen möglich.

  • Fistelbildung – Austritt von Speichel in das Wundgebiet oder über einen Hautdefekt nach außen kommt selten vor und sistiert in der Regel nach mehreren Tagen. Selten ist eine nochmalige Operation notwendig.

  • Freysches Syndrom – Das so genannte Kauschwitzen im Bereich der Haut beim Essen kann nach längerer Zeit auftreten. Bei Beschwerden ist eine Behandlung mit Botulinumtoxin möglich.

Je nach histologischem Befund kann es bei bösartigen Tumoren (sehr viel seltener auch bei gutartigen Tumoren) zum Auftreten von Rezidiven kommen. Gegebenenfalls schließen sich an die Operation noch andere Therapiemaßnahmen wie Bestrahlung oder Chemotherapie an.