Zusammenfassung
Hintergrund: Makrolidantibiotika gelten als relativ nebenwirkungsarm und werden im Falle allergisch
bedingter Kontraindikationen gegenüber anderen Antibiotika bevorzugt. Die neuen Makrolide,
wie beispielsweise Azithromycin und Roxithromycin werden wegen besserer oraler Resorption
(Säurefestigkeit), Gewebegängigkeit, längerer Halbwertszeit, breiterem Keimspektrum,
geringerer Nebenwirkungen und besserer kinetischer Eigenschaften gegenüber Erythromycin
zunehmend in der HNO-ärztlichen Praxis verschrieben. Über das Auftreten schwerer Nebenwirkungen
gibt es nur Einzelpublikationen. Wir berichten über das Auftreten eines Churg Strauss-Syndroms
(CSS) nach Einnahme der Makrolidantibiotika Azithromycin und Roxithromycin. Patient: Bei einem 50jährigen Patienten mit vorbestehendem Asthma bronchiale kam es nach Makrolidtherapie
zu Arthritiden sowie neurologischen Ausfällen im Sinne einer Mononeuritis multiplex.
Richtungsweisend war eine ausgeprägte Eosinophilie (64%) sowohl im peripheren Blut-
als auch im Knochenmarksausstrich. Flüchtige radiologische Lungenveränderungen ließen
an ein CSS denken. Therapie und Verlauf: Bei rascher Progredienz der neurologischen Ausfälle wurde unmittelbar mit einer intravenösen
Steroidtherapie begonnen, unter der sich die Hypereosinophilie ebenso wie die radiologischen
Veränderungen rasch zurückbildeten. Die bestehenden neurologischen Ausfälle zeigten
jedoch auch noch nach einem halben Jahr eine nur zögerliche Rückbildungstendenz. Schlußfolgerung: Anhand klinisch sowie laborchemischer Kriterien ließ sich die Diagnose eines CSS
stellen. Retrospektiv konnte das Auftreten des CSS auf eine Makrolidexposition zurückgeführt
werden, da es bereits ein Jahr vor dem aktuellen Ereignis zur Erstmanifestation des
CSS nach Einnahme von Azithromycin gekommen war. Da die synthetischen Penicilline
durch die vermehrte Anwendung neuerer Makrolide in der Vergangenheit zurückgedrängt
wurden, ist der Hinweis auf gefährliche Nebenwirkungen und damit kritische Indikationsstellung
der Makrolide gerechtfertigt.
Summary
Background: Macrolides are known to have relatively few side effects and are prescribed in cases
of allergic reaction to penicillin. The new macrolides, for example Azithromycin and
Roxithromycin, are increasingly preferred over erythromycin at the ear, nose, and
throat out-patient department due to improved oral reabsorption (acid resistance),
better penetration into tissue, prolonged half-life, extended antibacterial activity,
modest side effects, and better pharmacokinetics. There are only few case reports
concerning side effects of macrolides. We report on the appearance of a Churg Strauss-Syndrome
(CSS) in a patient following intake of the macrolide antibiotic azithromycin and roxithromycin.
Patient: A 50-year-old patient with asthma for three years presented with arthritis and mononeuritis
multiplex. Laboratory and radiological investigations revealed eosinophilia (64%),
eosinophile infiltrations of bone marrow, raised IgE-level, and transient pulmonary
infiltrates. Therapy and development: Intravenous steroid therapy was started and resulted in normalization of eosinophilia,
IgE-level, and asthmatic symptoms. The neurologic deficits showed only a weak tendency
for improvement. Conclusion: The diagnosis of CSS was established on the basis of clinical criterias and laboratory
investigations. The diagnosis was supported by the fact that a similar course of the
disease was observed one year ago following administration of azithromycin, another
macrolide.
Schlüsselwörter
Makrolidantibiotika - Azithromycin - Roxithromycin - Churg Strauss-Syndrom - Hypersensitivitätsvaskulitis
- Eosinophilie - Arzneimittel-Nebenwirkungen
Key words
Macrolides - Azithromycin - Roxithromycin - Churg-Strauss syndrome - Systemic vasculitis
- Eosinophilia - Adverse effects