Zusammenfassung
Einleitung: Tinnitus ist nach wie vor eines der häufigsten otologischen Symptome in der Sprechstunde
des HNO-Arztes. Diagnostik und Therapie stellen aufgrund der komplexen Ätiopathogenese
und der Sekundärsymptomatik besondere Anforderungen. Pathophysiologie: Im Gegensatz zu den objektiven Ohrgeräuschen mit physikalischer Schallquelle in der
Nähe des Ohres handelt es sich bei Tinnitus um eine fehlerhafte Codierung akustischer
Information innerhalb des Hörsystems. Jede Schädigung der Haarzellen, gleich welcher
Ursache, kann zu einer Veränderung der Spontanaktivität im Hörsystem führen und dadurch
einen subjektiven Höreindruck auslösen, der durch Lernprozesse verstärkt wird und
zusätzlich an Bedeutung für den Patienten gewinnt. Diagnostik: Die hno-ärztliche, insbesondere audiologische Diagnostik steht ganz im Zeichen der
Ursachenabklärung. Moderne Verfahren zur Objektivierung des Tinnitus sind noch experimenteller
Natur. Die psychosomatische Diagnostik erfaßt die Sekundärsymptome. Therapie: Akuter Tinnitus wird wie ein Hörsturz behandelt. Bei chronischen Formen kommt der
Analyse eines Ursachengefüges Bedeutung zu, um hieraus einen individuellen Beratungs-
und Therapieplan zu erstellen. Die Aufklärung des Patienten ist der erste Schritt
zu einem sinnvollen Umgang mit den Symptomen. Die Retrainingtherapie basiert auf einem
Lernprozeß, um die subjektiv empfundene Belästigung und Lautheit zu reduzieren. Apparative
und medikamentöse Therapieformen greifen unterstützend ein. Schlußfolgerung: Akuter Tinnitus ist häufig heilbar. Chronischer Tinnitus kann in der Regel nicht
beseitigt, jedoch der Schweregrad gelindert werden. Dem HNO-Arzt kommt hierbei eine
wichtige Managementfunktion für den Patienten zu.
Summary
Introduction: Tinnitus is still one of the most frequent symptoms encountered by the otorhinolaryngologist.
Diagnosis and therapy present high demands due to the complex etiology and secondary
symptoms. Pathophysiology: In contrast to objective ear ringing with a physical sound source near the ear, tinnitus
is faulty coding within the auditory system. Damage due to all kinds of causes can
lead to a change of spontaneous activity in the auditory system. The result is a subjective
auditory impression which is increased by further learning processes. Diagnostics: The aim of otorhinolaryngologic and especially audiologic diagnostic studies is to
find the cause of the tinnitus. Modern methods for the objectivation of tinnitus are
still experimental. The psychosomatic diagnostic studies evaluate secondary symptoms.
Therapy: Acute tinnitus is treated like sudden deafness. For chronic forms, the analysis of
the causes is particularly important for developing an individual consultation and
therapy plan. Providing information of the patient is the first step for a sensible
treatment of the symptoms. The retraining therapy represents a learning process to
reduce subjective symptoms, inconvencience, and loudness. Supportive therapy includes
the use of instrumentation and medication. Conclusion: Acute tinnitus is often curable. However, only palliative treatment is available
for chronic tinnitus. The otorhinolaryngologist plays a crucial role in the management
of the disorder.
Schlüsselwörter
Tinnitus - Pathophysiologie - Diagnostik - Therapie
Key words
Tinnitus - Pathophysiology - Diagnostics - Therapy