Aktuelle Ernährungsmedizin 2018; 43(03): 224
DOI: 10.1055/s-0038-1647179
Postersitzung I
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Arzneimittel-Lebensmittel-Interaktionen und arzneimittelbedingte Dysgeusie bei Menschen in Altenpflegeeinrichtungen

S Morgeneyer
1   Praxishochschule, Clinical Nutrition, Rheine, Germany
,
M Smollich
1   Praxishochschule, Clinical Nutrition, Rheine, Germany
› Institutsangaben
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
04. Juni 2018 (online)

 

Fragestellung:

Durch Wechselwirkungen von Arzneimitteln mit Lebensmitteln kann deren Wirkung maßgeblich beeinflusst werden. Daneben können sich arzneimittelbedingte Geschmacksveränderungen (Dysgeusien) nachteilig auf den Ernährungszustand von Patienten auswirken. Beide Aspekte besitzen in Altenpflegeeinrichtungen besondere Bedeutung, da hier – anders als in medizinischen Einrichtungen – keine durchgehende Betreuung durch medizinisches Fachpersonal erfolgt. Die Vermeidung von Arzneimittel-Lebensmittel-Interaktionen und die Erkennung ernährungsmedizinisch relevanter Nebenwirkungen kann in diesem Setting nur durch nicht-medizinische Fachkräfte erfolgen, die für diese Aufgabe nicht primär ausgebildet sind. Ziel der Erhebung war die Beantwortung der Frage, wie häufig Arzneimittel-Lebensmittel-Interaktionen in Altenpflegeeinrichtungen tatsächlich vorkommen.

Methodik:

In der Altenpflegeeinrichtung Seniorenzentrum Haus Maria-Trost in Münster wurde im Dezember 2016 eine systematische Erhebung von Medikation und Speiseplänen durchgeführt. Dazu wurden an einem Stichtag sämtliche eingenommene Arzneimittel sowie verzehrte Lebensmittel der Bewohnerinnen und Bewohner erfasst (n = 42, medianes Alter 89 Jahre (66 – 99 Jahre), 16,7% männlich). Die erhobenen Daten wurden anschließend anhand von Angaben aus Fachinformationen und Fachliteratur systematisch hinsichtlich bekannter Arzneimittel-Lebensmittel-Interaktionen analysiert.

Ergebnisse:

Von 42 Bewohnerinnen und Bewohnern wurde in 12 Fällen eine Arzneimittel-Lebensmittel-Interaktion festgestellt (28%). In weiteren 12 Fällen erfolgte die Einnahme von Medikamenten gemeinsam mit den Mahlzeiten, obwohl eine Nüchterneinnahme aus pharmakologischen Gründen empfohlen wird (28%). Insgesamt traten bei 57% der Bewohnerinnen und Bewohner Arzneimittel-Lebensmittel-Interaktionen auf. 34 Bewohner (81%) nahmen zudem Arzneimittel ein, von denen bekannt ist, dass sie einen Einfluss auf den Geschmackssinn haben können.

Schlussfolgerung:

Arzneimittel-Lebensmittel-Interaktionen sind in Altenpflegeeinrichtungen sehr häufig. Um resultierende unerwünschte Wirkungen zu vermeiden, ist es erforderlich, auch das nicht-medizinische Personal für die Problematik zu sensibilisieren. Dazu müssen Handreichungen zur Verfügung gestellt werden, die auf das spezifische Setting von Altenpflegeeinrichtungen angepasst sind.