Gesundheitswesen 2016; 78 - P56
DOI: 10.1055/s-0036-1578954

Risiko Freizeitlärm: Untersuchungen zu lärmbedingtem Hörverlust bei Kindern und Jugendlichen in Baden-Württemberg

S Jovanovic 1
  • 1Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg, Gesundheitsschutz für Arbeit und Umwelt, Stuttgart

Das Landesgesundheitsamt beobachtet und analysiert die gesundheitlichen Risiken durch verschiedene Quellen des Freizeitlärms. In diesem Beitrag werden die Untersuchungen und die Ergebnisse zu lärmbedingtem Hörverlust bei Kindern und Jugendlichen in Baden-Württemberg vorgestellt. Die Untersuchung ist als Querschnittstudie mit Jahrgangskollektiven von Kindern und Jugendlichen im Alter von 10 – 20 Jahren konzipiert. Ziel ist es, insgesamt ca. 1000 Schüler zu untersuchen und zu ihren Musikhörgewohnheiten (Discobesuche, intensive Nutzung tragbarer Abspielgeräte über Ohrhörer) und Lärmempfinden zu befragen. Dabei sollen verhaltensbedingte Expositionsfaktoren, die das Gehör schädigen können, beschrieben werden. Mittels Audiometrie-Screening (mit Reinton-Audiometer OSCILLA USB 300BS) sollen Kinder und Jugendliche mit reduziertem Hörvermögen identifiziert und Zusammenhänge mit dem Freizeitverhalten aufgezeigt werden. Die Rekrutierung der Probanden erfolgte im Zeitraum 2011 – 2014 durch Ausgabe der 2158 Studienunterlagen (Info, Einverständniserklärung, Gesundheitsfragebogen) über die Klassenlehrer in 9 Schulen im Raum Stuttgart. 925 Schüler meldeten sich zum Hörtest an (Rücklaufquote 43%). 908 Schüler wurden in die Studie aufgenommen (474 Mädchen und 434 Jungen). 27,5% der Teilnehmer hatten einen Migrationshintergrund, 7,2% wurden nicht in Deutschland geboren.

Ergebnisse:

  • 80,2% der Teilnehmer haben ein Musikabspielgerät mit Kopf- oder Ohrhörern

  • 8,7% der Teilnehmer hören täglich mindesten 3,5 Stunden und länger Musik mit Kopfhörern

  • 25,7% der Teilnehmer stellen die Geräte laut/sehr laut ein

  • 13,3% der 503 Schüler (10 – 15 Jahre) wiesen bei mindestens einer Testfrequenz einen Hörverlust von mehr als 20 dB(A) auf

  • 1,4% der 503 Schüler (10 – 15 Jahre) wiesen bei mindestens einer Testfrequenz einen Hörverlust von mehr als 40 dB(A) auf

  • 25,6% der 289 Schüler (16 – 20 Jahre) wiesen bei mindestens einer Testfrequenz einen Hörverlust von mehr als 20 dB(A) auf

  • 2,4% der 289 Schüler (16 – 20 Jahre) wiesen bei mindestens einer Testfrequenz einen Hörverlust von mehr als 40 dB(A) auf

  • 27,4% der Teilnehmer hatten nach Musikhören Beschwerden