Krankenhaushygiene up2date 2010; 5(4): 241-253
DOI: 10.1055/s-0030-1256060
Hygienemaßnahmen

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

LARE: Landesarbeitsgemeinschaft multiresistente Erreger und die regionale Netzwerkbildung in Bayern

Ulla  Kandler, Christiane  Höller, Caroline  Herr
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Publikationsdatum:
27. Dezember 2010 (online)

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Einleitung

Das nationale Referenzzentrum für Surveillance von nosokomialen Infektionen (NRZ) schätzt, dass in Deutschland jährlich zwischen 400 000 und 600 000 nosokomiale Infektionen auftreten. Es wird angenommen, dass zwischen 80 000 und 180 000 dieser Infektionen vermeidbar sind. Die Zahl der Todesfälle aufgrund vermeidbarer nosokomialer Infektionen liegt wahrscheinlich zwischen 1500 und 4500 jährlich [1]. Die Ursachen für das Auftreten nosokomialer Infektionen sind vielfältig.

Der Anteil an nosokomialen Infektionen, der durch mangelnde Hygiene hervorgerufen wird, wird auf bis zu 30 % geschätzt.

Präventionsmaßnahmen werden in deutschen Krankenhäusern nach Ansicht einiger Autoren nicht konsequent genug durchgeführt [2] [3], wobei die sogenannte „Schnittstellenproblematik”, also fehlende oder unzureichende Kommunikation zwischen den an der Patientenversorgung Beteiligten mit der Konsequenz einer unvollständigen Weitergabe relevanter Informationen eine immer wichtigere Rolle spielt.

Die Herausforderungen im Zusammenhang mit der Eindämmung der Verbreitung von nosokomialen Infektionen werden außerdem aufgrund der Zunahme nosokomialer Infektionserreger mit besonderen Resistenzen und Multiresistenzen immer größer [4]. Zur Entstehung dieser Resistenzen trägt der unsachgemäße Einsatz von Antibiotika wesentlich bei, der durch ein gezieltes und kontrolliertes Antibiotikamanagement eingeschränkt werden könnte.

Im Zuge dieser Erkenntnisse und der besonderen Problematik der nosokomialen Infektionen mit resistenten bzw. multiresistenten Erregern hat die 79. Konferenz der Gesundheitsminister der Länder (GMK) im Jahr 2006 die „Etablierung regionaler, in der Summe flächendeckender Netzwerke der beteiligten Akteure, koordiniert durch den ÖGD” empfohlen. Die Netzwerkbildung soll auch dazu dienen, die Umsetzung vorhandener Richtlinien zur Vermeidung von nosokomialen Infektionen, insbesondere mit multiresistenten Erregern, zu verbessern. Gleichzeitig wurde von der GMK angeregt, dass sich die übergeordneten Organisationen zusammenschließen, um für die bestehenden Problembereiche einvernehmliche Lösungen zu finden.

Eine Empfehlung zur Einrichtung regionaler Netzwerke erfolgte bereits 2006 aufgrund der zunehmenden Problematik nosokomialer Infektionen, darunter auch solcher mit (multi)resistenten Erregern.

Regionale Netzwerke sollen die Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen Krankenhäusern, Krankenhäusern und Pflegeheimen oder Rehabilitationseinrichtungen und Krankenhäusern und weiterbehandelnden Ärzten fördern. Sie ermöglichen institutionsübergreifende Absprachen und Vereinbarungen und können die Transparenz der bestehenden Konzepte erhöhen, sodass die Abstimmung des Handelns aufeinander vereinfacht wird. Das Beispiel Euregio MRSA-net zeigt, wie ein solches Netzwerk in Europa auch grenzüberschreitend problemorientiert effektiv arbeiten kann [5].

Literatur

Dr. med. Ulla KandlerMSc 

Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit

Eggenreuther Weg 43
91058 Erlangen

eMail: ulla.kandler@lgl.bayern.de