PiD - Psychotherapie im Dialog 2009; 10(4): 296-301
DOI: 10.1055/s-0029-1223382
Standpunkte

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Autonomie und Eigendynamik von Patienten und deren Entwicklungsprozesse

Günter  Schiepek
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Publication Date:
20 November 2009 (online)

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Zusammenfassung

Unterschieden wird zwischen einem psychologischen und einem systemwissenschaftlichen Begriff von Autonomie (personale und systemische Autonomie). Personale Autonomie ist als Wert westlicher und (post-)moderner Zivilisationen implizites Ziel sowie Bestandteil des Menschenbildes vieler psychotherapeutischer Ansätze. Daraus ergeben sich durchaus auch kritische Fragen an die Norm „Autonomie”. Anders dagegen verhält es sich mit der prinzipiellen Autonomie nichtlinearer, komplexer Systeme. Ihre Eigendynamik sowie ihre nur begrenzte Vorhersehbarkeit und Steuerbarkeit – Maturana sprach einst von der „Nichtverfügbarkeit” lebender Systeme – kann als deren konstitutives Merkmal betrachtet werden. Der Einsatz von Methoden des internetbasierten Prozessmonitorings und des Prozessfeedbacks stellt ein sinnvolles Instrumentarium für die Arbeit mit solchen komplexen Systemen dar. Es bietet Hilfestellungen für die Steuerung (im Sinne von Komplexitätsmanagement) nichtlinearer Prozesse und deren systemischer Autonomie, unterstützt aber auch die Entwicklung der personalen Autonomie von Patienten und anderer wichtiger Aspekte (intrinsische Motivation, Mentalisierung, Selbstwirksamkeit) des Veränderungsprozesses.

Literatur

Univ.-Prof. Dr. Günter Schiepek

Paracelsus Private Medizinuniversität
Institut für Synergetik und Psychotherapieforschung
Universitätsklinikum
Christian-Doppler-Klinik

Ignaz-Harrer-Straße 79

5020 Salzburg, Österreich

Email: guenter.schiepek@ccsys.de