Pneumologie 2015; 69(01): 12
DOI: 10.1055/s-0034-1544064
Pneumo-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Pulmonale Hypertonie – Nutzen von Bosentan bei Patienten mit PH und IIP

Contributor(s):
Matthias Manych
Corte TJ et al.
Am J Respir Crit Care Med 2014;
190: 208-217
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Publication Date:
19 January 2015 (online)

 

Ob Bosentan auch Patienten hilft, bei denen eine pulmonale Hypertonie (PH) mit gleichzeitiger interstitieller Lungenerkrankung besteht, konnte aufgrund der unzureichenden Datenlage bislang nicht beantwortet werden. Daher haben T. J. Corte et al. erstmals eine Studie zu dieser Fragestellung durchgeführt.
Am J Respir Crit Care Med 2014; 190: 208–217

Die in die Studie aufgenommenen Patienten hatten eine mit Rechtsherzkatheter bestätigte PH und litten entweder an idiopathischer pulmonaler Fibrose (IPF) oder nichtspezifischer interstitieller Pneumonie (NSIP). Mindestens 3 Monate vor Studienaufnahme durften die Teilnehmer keine PH-spezifischen Medikamente mehr einnehmen. Bosentan und Placebo wurden über 16 Wochen 2-mal täglich oral eingenommen. Zu Beginn betrug die Verumdosis 62,5 mg (2-mal täglich), die nach einem Monat auf 125 mg erhöht werden konnte. Insgesamt wurden 60 Patienten, davon 42 Männer, mit einem Durchschnittsalter von 66,6 Jahren rekrutiert. Bei 46 Teilnehmer bestand eine IPF-Diagnose und 14 hatten NSIP. Das primäre Studienziel war eine Abnahme des pulmonalen Gefäßwiderstandsindex (Pulmonary Vascular Resistance Index, PVRI) gegenüber dem Ausgangswert um ≥ 20 % über 16 Wochen. Die sekundären Endpunkte umfassten funktionelle Kapazität und Lebensqualität, Hämodynamik, Sauerstoffsättigung und -bedarf sowie Krankheitsprogression.

Zu Studienbeginn betrug der mittlere pulmonal-arterielle Druck (mPAP) 36,0 mmHg, der PVRI 13 Wood-Einheiten / m2 und der Herzindex (HI) 2,21 l / min / m2. Der Zustand von 26 Patienten entsprach der funktionellen WHO-Klasse 3 und von 30 Patienten in der WHO-Klasse 4. Die Durchschnittswerte für die FVC von 54,2 % und für den CPI (zusammengesetzter physiologischer Index) von 67,8 wiesen auf eine fortgeschrittene idiopathische interstitielle Pneumonie (IIP) hin. Aufgrund von Studienabbrüchen und Tod standen für die Auswertung Daten von 39 Patienten (Bosentan n = 25, Placebo n = 4) zur Verfügung.

Therapie ohne deutlichen Effekt

Den primären Endpunkt erreichten in der Bosentan-Gruppe 28 % der Patienten und in der Placebogruppe 28,6 %, was in einem p-Wert von 0,97 resultierte. Auch in den sekundären Endpunkten ergaben sich zwischen Verum und Placebo keine statistisch signifikanten Unterschiede. So reduzierte sich die 6-Minuten-Gehstreckte um 25,9 Meter (Bosentan) bzw. 53,1 Meter (Placebo, p = 0,42). Während unter Verum der PVRI um 1,14 Wood-Einheiten / m2 abnahm, stieg er unter Placebo um 0,83 Wood-Einheiten/m2 (p = 0,19). Der mPAP sank in der Bosentan-Gruppe um 1,31 mmHg und nahm unter Placebo um 0,21 mmHg zu (p = 0,43). Die Unterschiede bei der Sauerstoffsättigung, dem Sauerstoffbedarf sowie dem Krankheitsprogress blieben mit p-Werten von 0,79, 0,08 sowie 0,47 unter der statistischen Signifikanz. Das galt auch für die Subgruppenanalysen.

Fazit

Der Endothelin-Rezeptorantagonist Bosentan kann Kollagenablagerungen in der Lunge reduzieren und bei pulmonal-arterieller Hypertonie die Hämodynamik und funktionelle Kapazität verbessern. Patienten mit IIP und PH profitieren nach den Ergebnissen dieser Studie nicht von einer Bosentan-Therapie. Zu keinem Studienendpunkt wurde ein statistisch signifikanter Unterschied gegenüber Placebo erreicht. Die Autoren können Bosentan für diese Patienten nicht empfehlen.


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