Laryngorhinootologie 1996; 75(12): 759-763
DOI: 10.1055/s-2007-997671
Onkologie

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Mundhöhlenkrebs bei Maschinenarbeitern*

Oral Cancer in Machine WorkersM. Tisch1 , G. Enderle2 , J. Zöller3 , H. Maier1
  • 1Abteilung Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie Bundeswehrkrankenhaus Ulm (Leiter: Prof. Dr. H. Maier, OTA)
  • 2Institut für Arbeits- und Sozialmedizin der Universität Ulm (Direktor: Prof. Dr. K. Fliedner)
  • 3Klinik für Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie, Univ. Heidelberg (Direktor: Prof. Dr. Dr. J. Mühling)
* Herrn Prof. Dr. H.-G. Boenninghaus zum 75. Geburtstag gewidmet.
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Publication History

Publication Date:
29 February 2008 (online)

Zusammenfassung

Hintergrund: Über die Bedeutung beruflicher Einflüsse für die Entstehung von Plattenepithelkarzinomen im Bereich der Mundhöhle existieren bislang nur wenige Untersuchungen. Patienten: Im Rahmen einer Fallkontrollstudie wurden 100 Patienten mit Mundhöhlenkarzinomen und 400 randomisierte Kontrollpersonen hinsichtlich ihrer beruflichen Tätigkeit analysiert. Ergebnisse: Hierbei fiel auf, dass 22% der Tumorpatienten und nur 8,5% der Kontrollpersonen zur Berufsgruppe der Maschinenarbeiter gehörten. Das relative Risiko an einem bösartigen Tumor im Bereich der Mundhöhle zu erkranken betrug für die Gruppe der Maschinenarbeiter nach statistischer Bereinigung möglicher Alkohol- und Tabakeffekte 3,4 (K.I.: 1,7-7,0). Eine Einzelfallanalyse zeigte, dass 96,3% der Maschinenarbeiter im Tumorpatientenkollektiv und nur 17,3% der Maschinenarbeiter im Kontrollkollektiv gegenüber Stäuben exponiert waren. Hierbei handelte es sich in erster Linie um Metallstäube (55,5% gegenüber 9,7%). Auch die Exposition gegenüber chrom- und nickelhaltigen Farben und Lacken war bei den Maschinenarbeitern, die an Mundhöhlenkrebs erkrankten, mit 29,6% gegenüber 10,9% bei Maschinenarbeitern ohne Krebserkrankung deutlich höher. Schlußfolgerung: Es zeigt sich, dass verschiedene im Produktionsablauf vorkommende Schadstoffe das Risiko für Mundhöhlenkrebs signifikant erhöhen können. Es sind nun weitere Studien erforderlich, die dieses Risiko exakter erfassen und die ursächlichen Noxen noch besser charakterisieren.

Summary

Background: So far, only few studies exist which investigated the influence of occupational factors on the risk of oral cancer. Patients: A case control study enrolling 100 patients with carcinomas of the oral cavity and 400 randomized control persons was performed to analyze occupational risk factors for oral cancer. Results: Twenty-two percent of the tumor patients and only 8.5% of the control persons were employed as machine workers. The relative risk for squamous cell carcinoma of the oral cavity was 3.4 (K.I.: 1.7-7.0) for machine workers (adjusted for alcohol and tobacco). Single case analysis showed that 96.3% of the machine workers with oral cancer and only 17.3% of the machine workers in the control group were exposed to dust, especially metal dust (55.5% vs. 9.7%). Also the exposure to paint, lacquer, and varnish containing chromium and nickel was significantly higher in machine workers with cancer of the oral cavity than in the machine workers without cancer (29.6% vs. 10.9%). Conclusions: The findings suggest that exposition to various types of dust, especially metal dust, increases the risk of oral cancer in machine worker patients.

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