Psychiatr Prax 2007; 34(6): 305
DOI: 10.1055/s-2007-986485
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Frieda Fromm-Reichmann (1889-1957)

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Publication Date:
24 August 2007 (online)

 

Frieda Fromm-Reichmann (1889-1957), deutsch-US-amerikanische Ärztin, Psychotherapeutin und Psychoanalytikerin. Zunächst war sie u.a. in der Psychiatrischen und Nervenklinik der Universität Königsberg, im Privatsanatorium Weißer Hirsch in Dresden, in Berlin, Frankfurt am Main, wo sie das Frankfurter Institut für Psychoanalyse mitbegründete, sowie in Heidelberg tätig. Im Heidelberger Sanatorium Therapeuticum sowie nach ihrer Emigration 1933 letztendlich nach Rockville (Maryland) im Chestnut Lodge behandelte sie in Abkehr von Freud und der Schulpsychiatrie an Psychosen erkrankte Patienten, vor allem Schizophrene, erfolgreich psychotherapeutisch. Die Therapie, so die jüdische Ärztin, habe zur Selbstverwirklichung, zur Integrierung der Psychose in das Leben zu befähigen, Liebes- und Arbeitsfähigkeit zu vermitteln. Sie ging der Frage nach, ob es einen Zusammenhang zwischen mütterlichem Erziehungsstil und Schizophrenie gibt, befasste sich aber auch mit den therapeutischen Heilkräften der Mütterlichkeit. In ihrem Artikel Loneliness (Psychiatry 1959; 22: 1-15) wies sie auf den fundamentalen Einfluss der Einsamkeit bei der Entstehung psychischer Erkrankungen hin. Sie leitete daraus für den Therapeuten die Forderung ab, dass die Arzt-Patienten-Beziehung als heilender zwischenmenschlicher Kontakt diesem Gefühl gegenüberzutreten habe. Der Patient müsse aus seiner Welt der Einsamkeit in die menschliche Gemeinschaft geholt werden. Die Entdeckung Fromm-Reichmanns für die Geschichte der Sozialpsychiatrie steht weitgehend noch aus.

Holger Steinberg, Leipzig

Email: holger.steinberg@medizin.uni-leipzig.de

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