Diabetologie und Stoffwechsel 2006; 1 - A55
DOI: 10.1055/s-2006-943780

Neuronale Aktivierung des zerebralen Kortex unter Insulindetemir im Vergleich zu Humaninsulin beim Menschen

O Tschritter 1, K Porubska 2, AM Hennige 1, W Lutzenberger 2, H Preissl 2, A Fritsche 1, HU Häring 1
  • 1Medizinische Universitätsklinik IV, Abteilung für Endokrinologie, Stoffwechsel und Klinische Chemie, Tübingen, Germany
  • 2Universität Tübingen, Institut für Medizinische Psychologie und Verhaltensneurobiologie, Tübingen, Germany

Einleitung: Die Magnetoenzephalographie (MEG) wurde kürzlich als nicht-invasive Methode zur Messung neuronaler Insulineffekte im Kortex des Menschen etabliert. Bei schlanken Menschen erhöht Insulin die Betaaktivität im Kortex, jedoch nicht bei Übergewichtigen. In Phase-3-Studien war die Gewichtszunahme unter dem neuen langwirkenden Insulinanalog Insulindetemir geringer als unter NPH-Insulin.

Ziele: In dieser Studie verglichen wir den Effekt von Insulindetemir auf die Betaaktivität mit dem Effekt von Humaninsulin.

Methodik: Die kortikale Aktivität wurde mittels MEG bei 10 übergewichtigen Probanden (BMI 29±1kg/m2; HbA1c 5,7±0,1%) an drei Tagen unter folgenden Bedingungen gemessen: 1. während eines 2-stufigen hyperinsulinämischen euglykämischen Clamps (pro Stufe 90min) mit Insulindetemir (D), 2. während eines entsprechenden Clamps mit Humaninsulin (I) und 3. während einer NaCl-0,9%-Infusion (S). MEG-Messungen erfolgten jeweils basal, während der 1. Stufe und während der 2. Stufe. Als Maß des kortikalen Effektes von D und I diente die jeweilige Änderung der Betaaktivität in Relation zum NaCl-0,9%-Versuch (S).

Ergebnisse: Unter I änderte sich die relative Betaaktivität nicht (basal 1,01±0,05; 1,05±0,05; 1,01±0,03; p=0,80). Dagegen zeigte sich unter D eine Zunahme der Betaaktivität (basal 0,98±0,09; 1. Stufe 1,09±0,06; 2. Stufe 1,19±0,09; p=0,04) mit einer signifikanten Zeit/Bedingung-Interaktion zwischen I und D (MANOVA p=0,008). Dennoch war die mittlere Glukoseinfusionsrate unter D niedriger als unter I (1. Stufe p=0,01; 2. Stufe p=0,003).

Schlussfolgerung: Insulindetemir erhöht die Betaaktivität bei übergewichtigen Probanden. Entsprechend der früheren Ergebnisse hat Humaninsulin bei diesen Probanden keinen Effekt. Der Effekt von Insulindetemir ist vergleichbar mit dem Effekt des Humaninsulins bei schlanken Menschen, den wir in früheren Studien beobachtet haben. Für die günstigere Gewichtsentwicklung unter der Behandlung mit Insulindetemir im Vergleich zu NPH-Insulin könnte die bei Übergewicht erhaltene kortikale Wirkung von Insulindetemir von Bedeutung sein.