Gesundheitswesen 2005; 67: 1-3
DOI: 10.1055/s-2005-858507
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Vorwort

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Publication Date:
05 August 2005 (online)

Vorwort

Vor 20 Jahren hatte sich in Deutschland Public Health noch nicht als eigenes Lehr- und Forschungsgebiet etabliert, die deutsche Epidemiologie und gar die Gesundheitsökonomie steckten noch in ihren Kinderschuhen und heutige Trendbegriffe wie Versorgungsforschung oder genetische Epidemiologie existierten noch nicht. Doch just zu diesem Zeitpunkt - 1984/85 - bekam MONICA, das internationale WHO-Projekt „MONItoring of Trends and Determinants in CArdiovascular Disease”, eine Augsburger Tochter. Unter Regie der Arbeitsgruppe Epidemiologie (Leiter: Dr. Ulrich Keil, PhD) am damaligen Institut für Medizinische Informatik und Systemforschung des GSF-Forschungszentrums (MEDIS, Direktor: Prof. Dr. Wilhelm van Eimeren), entstand in Augsburg eines der vier deutschen MONICA-Zentren. Insgesamt beteiligten sich 21 Länder aus vier Kontinenten an MONICA, einer Studie zu Profil und Trends des Herz-Kreislauf-Risikos.

Das Augsburger Herzinfarktregister erfasste von Anbeginn alle durch Herzinfarkt und koronare Erkrankungen verursachten Sterbefälle sowie alle nicht tödlichen Herzinfarkte bei 25- bis 74-jährigen Einwohnern der Region. Als die Datenerhebung für die auf zehn Jahre angelegte Studie auslief, mussten neue Wege für eine Fortsetzung gesucht werden. Auch die Forschungslandschaft hatte sich verändert. Die genannten Disziplinen begannen, sich an den deutschen Universitäten zu etablieren. In der GSF, die zum Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit wurde, gingen die Arbeiten in der Arbeitsgruppe Epidemiologie chronischer Krankheiten am Institut für Epidemiologie weiter, unterstützt durch das MEDIS-Institut und ab 2001 durch das GSF-Institut für Gesundheitsökonomie und Management im Gesundheitswesen.

Das Ende des internationalen Programms MONICA veranlasste die GSF 1996, ihre eigenen Datensammlungen in einem veränderten Rahmen fortzusetzen: Es sollten neben der Weiterverfolgung der MONICA-Fragestellung im nationalen Rahmen auch die Themenstellung erweitert und die Plattform anderen Forschergruppen geöffnet werden. Dies wurde in der neu gegründeten Kooperativen Gesundheitsforschung in der Region Augsburg KORA - reflektiert. Erst diese Fortsetzung erlaubte die heute mögliche, systematische und konsequente Langzeitforschung. Eine Großforschungseinrichtung wie die GSF war besonders prädestiniert, ein solches Forschungsvorhaben langfristig zu betreiben. KORA erhielt ein eigenes Studienzentrum, das Anfang 2004 direkt an den Augsburger Hauptbahnhof zog.

Heute leben MONICA und KORA weiter: In vier Surveys, die jeweils im Abstand von 5 Jahren stattfanden, wurden nach immer gleichem, aber um aktuelle Parameter erweitertem Protokoll Daten von mittlerweile insgesamt etwa 18 000 Personen erhoben. Zahlreiche Studien zu speziellen Fragestellungen kamen hinzu. Seit 2004 werden Wiederholungsuntersuchungen der Surveyteilnehmer durchgeführt. Im Mittelpunkt steht nach wie vor der Herzinfarkt, doch weitere Themen wie Typ-2-Diabetes, Metabolisches Syndrom, Allergien und andere chronische Erkrankungen gehören jetzt zum Spektrum. Mit KORA wird das Prinzip einer Forschungsplattform realisiert, auf der nicht nur Wissenschaftler der GSF, sondern Forscher aus vielen Teilen Deutschlands und dem Ausland kooperativ zusammenarbeiten - unter Teilung der Kosten und gemeinsamer Nutzung der Daten. Insbesondere hat in den letzten Jahren auch die genetische Forschung von KORA stark profitiert.

Mit diesem Sonderheft der Zeitschrift „Das Gesundheitswesen” wollen wir die Geschichte und Arbeit der 20-jährigen Gesundheitsforschung in der Region Augsburg wissenschaftlich dokumentieren und ausgewählte Resultate unserer Forschungsarbeit vorstellen. Das vorliegende Heft gibt zunächst einen Überblick über die Struktur von MONICA und KORA. Es folgen wichtige Ergebnisse zur „klassischen” Epidemiologie, gefolgt von Beispielen zur genetischen Epidemiologie. Schließlich finden die Versorgungsforschung und die Gesundheitsökonomie ihren Platz. Am Ende jedes Kapitels werden die zukünftigen Forschungsperspektiven angesprochen.

Allen Autoren dieses Hefts danken wir sehr herzlich für ihre Beiträge. Praktisch alle Kollegen, die wir angesprochen hatten, haben sich auch beteiligt, man könnte fast von einer Familie der KORA-Forscher sprechen.

Unser besonderer Dank aber gebührt den Bürgerinnen und Bürgern von Augsburg, die durch ihre Bereitschaft, ins Studienzentrum zu kommen und mehrere Stunden für die Gesundheitsforschung zu opfern, unsere Studien erst ermöglicht haben. Die Stadt Augsburg - vom Oberbürgermeister über das Gesundheitsamt, das Zentralklinikum, die niedergelassenen Ärzte und die Krankenkassen bis hin zur Universität und Fachhochschule - hat unsere Arbeit auf unterschiedlichen Ebenen tatkräftig unterstützt. Gleiches gilt für die Kreise Augsburg-Land und Aichach-Friedberg, die ebenfalls zum Studiengebiet gehören.

Nicht zuletzt danken wir für die Finanzierung unserer Arbeit. Hauptsponsoren waren und sind das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und das Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit (GSF). Einen wichtigen Beitrag leistet ferner das Bundesministerium für Gesundheit und Soziale Sicherung (BMGS), welches das KORA-Herzinfarktregister als nationales Referenzregister unterstützt. Schließlich seien die umfangreichen eingeworbenen Drittmittel genannt, für deren Bewilligung wir der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), dem Nationalen Genomforschungsnetz (NGFN), der Herzstiftung, dem Bayerischen Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz, dem 5. und 6. Rahmenprogramm der Europäischen Union (EU), dem Health Effects Institute Boston (HEI) und der US Environmental Protection Agency (EPA) zu besonderem Dank verpflichtet sind.

Neuherberg b. München und Augsburg, im Januar 2005

Prof. Dr. Dr. H.-Erich Wichmann, KORA-Sprecher
Prof. Dr. Reiner Leidl, stellvertretender KORA-Sprecher
Prof. Dr. Wilhelm van Eimeren, früherer KORA-Sprecher
Dr. Hannelore Löwel, Leiterin des KORA-Herzinfarktregisters
Prof. Dr. Dr. Ernst-Günter Afting, wissenschaftlicher Geschäftsführer der GSF
Dr. Hans Jahreiß, kaufmännischer Geschäftsführer der GSF

Prof. Dr. Dr. H.-Erich Wichmann

Prof. Dr. Dr. Ernst-Günter Afting

Dr. Hans Jahreiß

Prof. Dr. Reiner Leidl

Dr. Hannelore Löwel

Prof. Dr. Wilhelm van Eimeren

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