Dtsch Med Wochenschr 2003; 128(40): 2059-2064
DOI: 10.1055/s-2003-42704
Originalien
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Effekte des ärztlichen Controllings auf die DRG-gerechte Diagnosenverschlüsselung

Effects of contemporaneous control of DRG-relevant coding by physiciansC.-M Reng1 , S. Blaas1 , N. Bregenzer1 , A. Hammond1 , K. Schlottmann1
  • 1Klinik und Poliklinik für Innere Medizin I, Universität Regensburg
Further Information

Publication History

eingereicht: 6.9.2002

akzeptiert: 3.7.2003

Publication Date:
02 October 2003 (online)

Fragestellung: In einer prospektiven Studie wurde die Qualität der DRG-gerechten Verschlüsselung im klinischen Alltag einer internistischen Klinik der Maximalversorgung untersucht.

Methodik: Ein erfahrener, eigens zu diesem Zweck freigestellter Assistenzarzt - der sog. „DRG-Assistent” - wurde beauftragt, alle von seinen Kollegen erfassten Aufnahme- und Entlassungsdiagnosen über einen Zeitraum von 9 Wochen - unter Einschluss von 84 stationären Betten - zu kontrollieren. Fehlende und unplausible Diagnosen wurden angemahnt sowie die Kodierung der Diagnosen ggf. korrigiert. Die Effekte der Tätigkeit des DRG-Assistenten auf die Diagnosenkodierung, die Fallgruppierung und den unter DRG-Bedingungen potenziell erwirtschafteten Erlös wurden erfasst. In einer anschließenden Phase des Projektes wurde ermittelt, wie weit sich das wirtschaftliche Ergebnis der Klinik ändert, wenn das vorher stattgehabte Controlling und die zugehörigen Mahnungen und Kodierungsberatungen kurzfristig eingestellt werden.

Ergebnisse: Der Erlös der Klinik - gemessen am Relativgewicht pro Fall - verbesserte sich durch die Intervention des DRG-Assistenten von 1,75 auf 1,84 pro Fall. Das entspricht einem geschätzten Mehrerlös in Höhe von ca. 180 Eur pro Fall und einem Mehrerlös in Höhe von ca. 80000 Eur in den 9 Wochen des Beobachtungszeitraumes. Nach unmittelbarem Aussetzen des ärztlichen Controllings sank das dokumentierte mittlere Relativgewicht der Behandlungsfälle in der beobachteten Klinik binnen 3 Wochen auf 1,14 - entsprechend einem Verlust in Höhe von ca. 1200 Eur pro Fall - wenn vorausgesetzt wird, dass die Schwere der behandelten Erkrankungen im Beobachtungszeitraum weitgehend konstant ist. Durch eine alleinige Kodierungs-Korrektur konnte in dieser Situation keine Erhöhung des Relativgewichts erzielt werden.

Folgerung: Ein zeitnahes, kontinuierliches und qualifiziertes ärztliches Controlling der Diagnosenkodierung erscheint daher unter DRG-Bedingungen unverzichtbar.

Objective: In a prospective study we analysed the quality of ICD-coding in clinical everyday life of a department for internal medicine.

Methods: A skilled intern - the so-called DRG assistant - was temporarily released from clinical work. Over nine weeks he had to control all diagnoses contemporaneously that were ICD-coded by his colleagues on admission and discharge of their patients. The DRG-assistant had to ask for missing or correct implausible diagnoses, or inappropriate ICD-coding and with it also train his colleagues in appropriate coding. The effects of the DRG-assistant’s correction of coding, on DRG-consistent grouping and on the potential financial loss or benefit generated by his work were recorded. After stoppage of this control in a subsequent phase of the study the effect of the absence of the DRG-assistant, the absence of reminders and coding control and the changes of the clinic’s revenue were determined.

Results: Corrections of ICD-coding by the DRG-assistant alone caused a remarkable increase in case-mix-index (CMI). CMI’s mean value increased from 1.76 to 1.84 and the clinic’s revenue increased by 180 Euro per patient (a total of about 80000 Euro in nine weeks). After the end of the control, the case-mix-index dropped within three weeks down to 1.14, corresponding with a potential loss of 1200 Euro per patient (assuming that patients’ morbidity was the same over the time of the study). Coding corrections could not improve CMI in this situation.

Conclusion: Contemporaneous control of ICD-coding by physicians seems to be essential in DRG based accounting.

Literatur

  • 1 Lauterbach K. Auswirkungen von DRGs auf die Krankenhausfinanzierung.  Der Internist. 2000;  6 M134-M140
  • 2 Schmidt U. Rede der Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt beim Deutschen Ärztetag am 22. Mai 2001 in Ludwigshafen.  Der Internist. 2001;  8 M180-182
  • 3 Lüngen M, Lauterbach K W. Ausmaß und Ursachen von Kodierproblemen bei pauschalierter Vergütung auf der Basis von Diagnosis-Related Groups.  Dtsch Med Wochenschr. 2001;  126 1449-1453
  • 4 Lüngen M, Lauterbach K W. Upcoding - eine Gefahr für den Einsatz von Diagnosis-Related Groups (DRG)?.  Dtsch Med Wochenschr. 2000;  125 852-856
  • 5 Deutsche Kodierrichtlinien Version 1.0, April 2001. Dt. Krankenhausverlagsgesellschaft, Düsseldorf Dt. Krankenhausgesellschaft, Spitzenverbände der Krankenkassen, Verband der privaten Krankenversicherungen 2001 2001
  • 6 Rau F. Die gesetzliche Einbindung des DRG-Fallpauschalensystems in die Krankenhausfinanzierung gewinnt an Konturen.  Das Krankenhaus. 2001;  8 660-663
  • 7 Schlottmann N. Die Anpassung der AR-DRGs und ihre Grenzen.  Das Krankenhaus. 2002;  1 26-33
  • 8 König A, Rau R, Scriba P C. Fehlerquote bei der ICD-Verschlüsselung und Realisierbarkeit der Pflege-Personalregelung des Gesundheitsstrukturgesetzes.  Dtsch Med Wochenschr. 1994;  119 755-759
  • 9 Wehkamp K H. DRGs als medizinethische Herausforderung.  Dtsch Med Wochenschr. 2002;  127 395-398
  • 10 Schrappe M. Qualitätsmanagement unter den Bedingungen der aktuellen gesundheitspolitischen Situation: Einführung, Politische Sicht und institutionelle Perspektive.  Med Klin. 2001;  96 417-423
  • 11 Hoppe J D. Freiheit und Verantwortung in der modernen Medizin.  Der Internist. 2001;  8 M174-M179

Dr. med. Carl-Michael Reng

Klinik und Poliklinik für innere Medizin I, Universität Regensburg

Franz-Josef-Strauß-Allee 11

93042 Regensburg

Phone: +49/941/9447100

Fax: +49/941/9447109

    >