Sprache · Stimme · Gehör 2002; 26(2): 49
DOI: 10.1055/s-2002-32297
Editorial
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

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EditorialH. Neumann1
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Publication Date:
18 June 2002 (online)

In das Bildungswesen für Hörgeschädigte ist Bewegung gekommen. Einrichtungen ändern ihre inneren Strukturen. Gehörlosen- und Schwerhörigenschulen tun sich als Schulen für Hörgeschädigte zusammen. Hier werden die Erfolge eines in Deutschland gepflegten Zusammengehens von Medizinern und Pädagogen deutlich. Ärzte wissen um den Wert einer Früherkennung von Hörschäden bei Kindern und versorgen sie gegebenenfalls bereits im Säuglingsalter mit Hörhilfen. Hörgeschädigtenpädagogen bieten Elternberatung, Hausfrüherziehung und Sonderkindergärten an, um alle Chancen für eine frühzeitige Integration der geförderten Kinder zu sichern. Die ständigen Verbesserungen im Bereich der Hörhilfen und der Cochlea-Implantate tragen wesentlich dazu bei, medizinische und pädagogische Bemühungen zu noch deutlicheren Erfolgen zu führen.

Manche Eltern reagieren allerdings besorgt. Sie registrieren die rückläufigen Schülerzahlen der Schulen für Hörgeschädigte und fürchten für ihre nicht leicht integrierbaren Kinder verminderte Lernangebote und weniger qualifizierte Abschlusszeugnisse. Aber viele durchaus intelligente Schüler bevorzugen es, in dem ihnen vertrautem Umfeld bei hörgeschädigten Mitschülern verbleiben zu können. Die dort praktizierte halbkreisförmige Sitzordnung bietet ihnen zusätzliche sprachliche Informationen über das Absehen vom Munde. Auch häufigere schriftliche Fixierungen des Unterrichtsstoffes können ihnen Hilfen geben.

Wichtig ist es zu wissen, dass nahezu alle Gehörlosen- und Schwerhörigenschulen berechtigt sind, entsprechend befähigten Schülern das Hauptschulabschlusszeugnis bzw. die Fachoberschulreife zuzuerkennen.

Wir begegnen heute einer bemerkenswerten Zahl von Einrichtungen, die als Bildungszentren oder Institute für Hörgeschädigte geführt werden. Es ist erkennbar, dass man dort über den erziehlichen und unterrichtlichen Bereich hinaus auch Jugendlichen und Erwachsenen zur Seite stehen möchte, die Beratung zur Berufsfindung oder zur Umschulung benötigen. Zunehmend suchen Jugendliche auch Studienberatungen und Informationen hinsichtlich ihrer Chancen in sie interessierenden Berufen.

Die Bildungszentren pflegen in der Regel enge Kontakte zu Volkshochschulen. Sie wollen Interessen wecken und Anregungen vermitteln.

Man darf feststellen: Die Lebensbedingungen Hörgeschädigter haben sich deutlich entwickelt. Heute können Hörgeschädigte selbständig ihren Weg ins Leben bestimmen und gestalten.

Helmut Neumann, Herzograth

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