Sprache · Stimme · Gehör 2002; 26(2): 80-83
DOI: 10.1055/s-2002-32296
Schwerpunktthema
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Förderzentrum für Hörbehinderte als Perspektive

Special Support Centres for the Hearing Impaired as PerspectiveK.-D. Große1
  • 1Humboldt-Universität zu Berlin
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Publication Date:
18 June 2002 (online)

Zusammenfassung

In Deutschland hat sich, beginnend mit der Gründung erster Taubstummen-Institute ab 1778, ein differenziertes System an Sonderschulen herausgebildet. Inzwischen - insbesondere seit der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts - haben sich Veränderungen vollzogen, die es erlauben, namentlich im Bereich des Bildungswesens für Hörbehinderte von einer Zäsur zu sprechen. Diese ist vor allem gekennzeichnet durch eine verstärkte Neuprofilierung bisher getrennter Schulen für Gehörlose und für Schwerhörige als Hörbehindertenschulen, eingebunden in die Etablierung von Förderzentren. Als auslösende Faktoren gelten insbesondere der Rückgang der Schülerzahlen an Gehörlosen- und Schwerhörigenschulen infolge der Integration hörbehinderter Kinder und Jugendlicher sowie die dadurch erforderlich gewordene ambulante Förderung der in Regelschulen unterrichteten hörbehinderten Kinder und Jugendlichen. Auch wenn zugleich an den Schulen für Hörbehinderte eine Zunahme an Mehrfachbehinderungen (vor allem an Lernbehinderungen) konstatiert wird, so gewährleisten die Schulen für Hörbehinderte selbstverständlich weiterhin alle im Bildungswesen Deutschlands gebotenen Schulabschlüsse und somit auch die Voraussetzungen für die Berufsbildung. In dem vorliegenden Beitrag werden ausgewählte Entwicklungstendenzen anhand von Ergebnissen einer Befragung aus dem Jahre 2000 zum Stand des Bildungswesens für Hörbehinderte in der Bundesrepublik vorgetragen, die von der GEERS-Stiftung gefördert worden ist; und es werden Konsequenzen für die weitere Entwicklung aufgezeigt.

Abstract

Since 1778, when the first institutes for the deaf and dumb were founded, a differentiated system of special schools has developed in Germany. Meanwhile-especially in the second half of the 20th century-structural changes have taken place that clearly mark an incision, namely in the education of the hearing impaired. The main feature of this is the fusion of until then separate schools for the deaf and the hard of hearing. Special support centres were established. One initiating factor for this development was the decreasing number of pupils in schools for the deaf or the hard of hearing due to the integration of hearing incapacitated children and young adults in regular schools. This development made out-of-school support for hearing impaired students who attended regular school neccessary. Even though there are increasing numbers of multiple handicapped students in special schools for the hearing impaired (especially learning disorders) those schools guarantee all possible degrees of education which are provided by the German educational system, thus keeping open all opportunities for future vocational training. In this paper we point out several chosen development tendencies. These are results of an interrogation in the year 2000 on the theme of the current standing of the educational system for the hearing impaired in Germany, which was supported by the GEERS Foundation. Ensuing consequences for the future development are discussed.

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Prof. Dr. habil. Klaus-Dietrich Große

Humboldt-Universität zu Berlin

Philosophische Fakultät IV


Institut für Rehabilitationswissenschaften

(Institutsdirektor: Prof. Dr. B. Ahrbeck)


Abt. Gehörlosen- und Schwerhörigenpädagogik

Georgenstr. 36

10117 Berlin

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