Gesundheitswesen 2010; 72 - P248
DOI: 10.1055/s-0030-1266754

Assoziationen zwischen problematischem Trinkverhalten während des Studiums und der Erbringung akademischer Leistungen

S Helmer 1, R Mikolajczyk 2, A Krämer 1
  • 1Universität Bielefeld, School of Public Health, Department of Public Health Medicine, Bielefeld
  • 2Bremen Institute for Prevention Research and Social Medicine, Department of Clinical Epidemiology, Bremen

Hintergrund: Studierende weisen besondere Ressourcen als auch Risikofaktoren auf. Insbesondere bezüglich Alkohols zeigen sich bei Studierenden spezifische Konsummuster. Die Frage, ob Alkoholkonsum die akademischen Leistungen beeinträchtigt, ist nicht abschließend geklärt. Wissenschaftlich bestätigt ist hingegen die multifaktorielle Bedingung akademischer Leistungen. Das Ziel der Analyse besteht in der Ermittlung von Assoziationen zwischen dem Trinkverhalten von Studierenden und der akademischen Leistung. Material und Methode: Die Datengrundlage der Untersuchung stellt eine Querschnittsstudie im Jahr 2005 dar, in der 2103 Erstsemesterstudenten aus Deutschland, Polen und Bulgarien zu verschiedenen Gesundheitsbereichen befragt wurden. Der Fragebogen enthielt sowohl Fragen zur Selbsteinschätzung der akademischen Leistungen (Zufriedenheit, Vergleich mit Kommilitonen) als auch Fragen zum Trinkverhalten. Darunter wurden die Häufigkeit des Alkoholkonsums und das Vorliegen von problematischem Alkoholkonsum (CAGE-Fragenkomplexes) erfragt. Ergebnisse: Über 10% der Studierenden der drei Länder weisen problematischen Alkoholkonsum auf. In Polen wird seltener Alkohol konsumiert als in den Bulgarien und Deutschland. Studierende in Deutschland und Bulgarien mit problematischem Alkoholkonsum schätzen sich häufiger schlechter in den universitären Leistungen ein, als Studierende ohne problematischen Alkoholkonsum. Im multivariablen Modell zeigt sich, dass Studierende mit problematischem Alkoholkonsum eine 1,5 mal (95%-KI 1,01–2,25) so hohe Chance haben, ihre Leistungen im Vergleich mit Kommilitonen als schlechter einzuschätzen. Auch die Unzufriedenheit mit dem Einkommen wirkt sich negativ auf die Einschätzung akademischer Leistungen aus (OR=2,1, 95%-KI 1,39–3,19). Diese Faktoren sind nur etwas schwächer als die zu erwartende Assoziation zwischen depressiven Symptomen und schlechter Einschätzung eigener akademischen Leistungen (OR=2,87, 95%-KI 2,08–3,96). Diskussion: Problematischer Alkoholkonsum ist mit einer schlechteren Einschätzung der akademischen Leistungen im Vergleich zu Kommilitonen assoziiert. Unklar bleibt dabei, ob Alkohol die Ursache der schlechten Selbsteinschätzung oder die Folge ist, zusätzlich kann es auch ein sich gegenseitig bedingender Prozess sein. Zur weiteren Erforschung der kausalen Beziehung werden longitudinale Studien benötigt.