Gesundheitswesen 2010; 72 - P245
DOI: 10.1055/s-0030-1266751

Soziale Aspekte der Frühgeburtlichkeit und Migration Sekundäranalyse der Niedersächsischen Perinatalerhebungen 2001–2008

C Berger 1, B Schücking 1, P Wenzlaff 2
  • 1Universität Osnabrück, Osnabrück
  • 2Zentrum für Qualität und Management im Gesundheitswesen Einrichtung der Niedersächsischen Ärztekammer Hannover, Hannover

Hintergrund: Hohe Frühgeburtenraten sind trotz medizinischer Verbesserungen ein quantitatives Problem in der BRD. Die Frühgeburtenrate lag zwischen 2001–2008 durchschnittlich bei 8,1%. Die Ursachen können einen medizinischen Hintergrund haben, aber Frühgeburtlichkeit kann auch durch soziale Faktoren beeinflusst werden. Migranten haben oft einen niedrigen Sozialstatus und sind physisch und psychisch durch Migration belastet. Insgesamt hatten 18,6% der Bevölkerung in der BRD 2005 einen Migrationshintergrund. 11% der Frauen in Niedersachsen hatten 2005 eine eigene Migrationserfahrung. Der Anteil der Geburten (2005) mit einem anderen Herkunftsland der Mutter als Deutschland lag in Niedersachsen bei 16,8%. Migrantinnen sind relevant für das klinisch-geburtshilfliche Setting. Studiendesign: Die Niedersächsischen Perinatalerhebungen der Jahre 2001–2008 dienen als empirische Grundlage. Alle Lebendgeburten mit einem Gestationsalter von <37. SSW p.m. werden in einer Studie in Bezug auf das Herkunftsland der Mütter betrachtet. Bei den Frühgeborenen wird differenziert zwischen sehr frühen Frühgeborenen (<32. SSW) und extrem frühen Frühgeborenen (<28. SSW). Der Fokus liegt auf Frauen aus „Osteuropa“ und dem „Mittleren Osten, Nordafrika“. Als Vergleichsgruppe werden Frauen ohne Migrationshintergrund mit dem gleichen sozioökonomischen Status herangezogen. Forschungsfragen Ist Frühgeburtlichkeit in Niedersachsen ein Problem sozialer Lagen? Lässt sich Frühgeburtlichkeit differenziert nach Migrationshintergrund darstellen? Lässt sich auch in Niedersachsen ein Phänomen ähnlich dem US-amerikanischen „Latina Paradox“ nachweisen? Haben Osteuropäerinnen eine höhere Frühgeburtenrate als deutsche Frauen und Frauen aus dem Mittleren Osten, Nordafrika? Nutzen Frauen mit niedrigem sozioökonomischem Status in Niedersachsen die Vorsorgeuntersuchungen in der Schwangerschaft weniger als Frauen mit höherem sozioökonomischem Status? Nutzen Frauen aus Osteuropa aufgrund geringerer Sprachbarrieren Vorsorgeuntersuchungen sowie Frauen ohne Migrationshintergrund die Schwangerschaftsvorsorge häufiger als Migrantinnen aus dem Mittleren Osten? Ziele: Die Ergebnisse der Untersuchung sollen einen Beitrag dazu leisten, die Ätiologie der Frühgeburtlichkeit unter sozialwissenschaftlichem Blickwinkel besser zu ergründen. Möglicherweise können auch Protektiv-Faktoren für Migrantinnen und auch für deutsche Frauen aufgezeigt werden. Die Ergebnisse sollen einen Beitrag zur Senkung der Frühgeburtlichkeit leisten.