Gesundheitswesen 2010; 72 - P238
DOI: 10.1055/s-0030-1266744

Entwicklung der Blutdruckwerte bei Bluthochdruckpatienten mit eingeschränkter Mobilität im Delegationsprojekt AGnES: Analyse der Determinanten

N van den Berg 1, C Meinke 1, T Fiß 1, W Hoffmann 1
  • 1Institut für Community Medicine, Universität Greifswald, Greifswald

Einleitung: In den AGnES-Projekten wurden hausärztliche Hausbesuche an qualifizierte Praxismitarbeiterinnen (AGnES-Fachkräfte) delegiert mit dem Ziel, Hausärzte in von Unterversorgung bedrohten Regionen zu entlasten. Der Hausarzt delegierte für jeden Patienten individuell die notwendigen medizinischen Tätigkeiten. Zusätzlich wurden Module wie z.B. eine umfassende Medikamentenanamnese mit anschließender Beurteilung durch den Apotheker durchgeführt. Es wurden die Verläufe des Blutdrucks während des Betreuungszeitraums analysiert und mögliche Determinanten für Änderungen identifiziert. Methoden: Geeignete Patienten wurden von ihrem behandelnden Hausarzt selektiert. Alle erhobenen Daten wurden direkt bei den Patienten in der Häuslichkeit IT-unterstützt dokumentiert. In die Analyse wurden alle Patienten mit einer hausärztlich diagnostizierten Hypertonie und mindestens zwei Blutdruckmessungen mit einem zeitlichen Abstand von mindestens 30 Tagen eingeschlossen. Die Entwicklung der Blutdruckwerte wurde mit dem Wilcoxon-Rangsummen-Test analysiert. Die Blutdruckwerte wurden nach den WHO-Kategorien kategorisiert. Der Anteil der Patienten, die von einer pathologischen zu einer nicht-pathologischen Kategorie wechselten, wurde mit einem Chi2-Verfahren (McNemar-Test) analysiert. In einer multivariaten logistischen Regression wurden mögliche Determinanten des Wechsels von einer pathologischen in eine nicht-pathologische Kategorie untersucht. Ergebnisse: Von den insgesamt 1.430 Patienten, die an einem AGnES-Projekt teilgenommen haben, erfüllten 776 Patienten die Einschlusskriterien. Die Ausgangsblutdruckwerte verringerten sich signifikant (systolisch von 136,1 bis 131,0mmHg, p<0,0001, diastolisch von 77,0 bis 75,7mmHg, p=0,0026). 26% der Patienten wechselten von einer pathologischen in eine nicht-pathologische Blutdruckkategorie (p<0,0001). Determinanten für den Wechsel in eine nicht-pathologische Kategorie waren ein hoher systolischer Ausgangsblutdruckwert (OR=1,05, 95% CI=1,04–1,07, p<0,0001), das Vorhandensein von Adipositas hatte einen negativen Einfluss (OR=0,40, 95% CI=0,18–0,88, p=0,023). Diskussion/Schlussfolgerung: Es ist eine klare Verbesserung der Blutdruckwerte bei dieser für zukünftige Versorgungsaufgaben relevanten Gruppe von Patienten sichtbar. Limitationen betreffen die fehlende Kontrollgruppe und die Einschränkungen bei der standardisierten Durchführung der Blutdruckmessungen durch AGnES-Fachkräfte in der alltäglichen Versorgungspraxis.