Gesundheitswesen 2010; 72 - P222
DOI: 10.1055/s-0030-1266729

Assoziationen zwischen BMI-Entwicklung und FTO-Gen sind altersabhängig. Ergebnisse der GINI und LISA Geburtskohortenstudien bis zum Alter von 6 Jahren

P Rzehak 1, A Scherag 2, H Grallert 1, S Sausenthaler 1, S Koletzko 3, C Bauer 4, B Schaaf 5, A von Berg 6, D Berdel 7, M Borte 8, O Herbarth 9, U Krämer 10, T Illig 1, H Wichmann 1, J Hebebrand 11
  • 1Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt, Institut für Epidemiologie, Neuherberg
  • 2Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie, Universität Duisburg-Essen, Essen
  • 3Ludwig-Maximilians-Universität München, Dr. von Haunersches Kinderspital, München
  • 4Technische Universität München, Abteilung Pädiatrie, München
  • 5Praxis für Kinder u. Jugendmedizin, Bad Honnef
  • 6Forschungsinstitut zur Prävention von Allergien und Atemwegserkrankungen der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Marienhospital Wesel, Wesel
  • 7Marien-Hospital GmbH Wesel, Abteilung Kinderheilkunde, Wesel
  • 8Klinik für Kinder- und Jugendmedizin,Klinikum St.Georg GmbH Leipzig, Akademisches Lehrkrankenhaus der Universität Leipzig, Leipzig
  • 9Fakultät für Medizin, Universität Leipzig, Leipzig
  • 10Institut für Umweltmedizinische Forschung (IUF) an der Universität Düsseldorf, Düsseldorf
  • 11Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters, Universität Duisburg-Essen, Essen

Einleitung/Hintergrund: Die Assoziation zwischen Polymorphismen im Intron 1 des „fat mass and obesity associated“ Gens (FTO) und adipositasbezogenen Merkmalen, ist eine der am besten belegten Assoziationen zwischen genetischen Markern und komplexen (Krankheits)merkmalen. Dies gilt sowohl für Erwachsene als auch für Kinder. Über die longitudinale Dynamik dieses Zusammenhangs für die Entwicklung des Body-Mass-Index (BMI) sowie für Übergewicht, und Adipositas ist allerdings nur wenig bekannt. Material und Methoden: Diese Studie basiert auf den 2732 reif geborenen Neugeborenen der deutschen GINI-plus und LISA-plus Geburtskohortenstudien, für die Genotypisierungsdaten der FTO Varianten rs1558902 (T>A) bzw. rs9935401 (G>A) vorlagen. Die Kinder wurden von der Geburt bis zum Alter von 6 Jahren nachverfolgt. Bis zu 9 anthropometrische Messungen pro Kind wurden erhoben. Zielgrößen waren BMI, Übergewicht und Adipositas. Letztere wurden mittels der neuen alters- und geschlechtspezifischen Referenzwerte für Kinder der WHO standardisiert definiert. Fractional-Polynomial-Generalized-Estimation-Equation-Modelle wurden angewandt, um entwicklungsbezogene, zeitliche Trends und deren potentielle Abhängigkeit vom Genotypstatus abzuschätzen. Ergebnisse: In den ersten 3 Jahren zeigten sich keine Unterschiede im BMI zwischen den Genotypen beider Varianten. Jedoch konnte ab dem Alter von 3 Jahren ein höherer BMI für homozygote Träger des beschriebenen, selteneren Adipositasrisikoallels im Vergleich zu den anderen beiden Genotypgruppen beobachtet werden. Innerhalb der Grenzen der gegebenen Power waren keine längsschnittlichen Zusammenhänge der Varianten für Übergewicht oder Adipositas zu entdecken. Diskussion/Schlussfolgerungen: Dies ist eine der ersten Studien, die detailliert die Entwicklung des BMI in Abhängigkeit vom FTO Genotyp zwischen Geburt und dem Alter von 6 Jahren in einer nicht für den Phänotyp selektierten Geburtskohorte untersucht. Es zeigte sich, dass sich die Assoziation zwischen BMI und FTO Genotyp schrittweise entwickelt und dass diese ab dem Alter von 3 Jahren beobachtbar ist.