Gesundheitswesen 2010; 72 - P211
DOI: 10.1055/s-0030-1266718

Ein proaktives Kurzinterventionsangebot zu gesundheitsriskantem Verhalten: Erreichbarkeit junger Familien im häuslichen Umfeld

N Kastirke 1, S Ulbricht 1, E Bandelin 1, A Beyer 1, K Bruß 1, C Fehlhaber 1, C Goeze 1, D Klinger 1, J Sannemann 1, U John 1
  • 1Universität Greifswald, Medizinische Fakultät, Institut für Epidemiologie und Sozialmedizin, Greifswald

Hintergrund: Es ist wenig dazu bekannt, wie aufgeschlossen junge Familien in ihrem häuslichen Umfeld auf ein proaktives Interventionsangebot zur Reduktion der Tabakrauchexposition von Kleinkindern reagieren. Ziel der Studie ist es zu untersuchen (1) wie viele Familien Auskunft über gesundheitsrelevantes Verhalten und die familiäre Situation geben, (2) wie hoch der Anteil an Familien mit mindestens einem rauchenden Familienmitglied an allen Familien mit Kindern unter 4 Jahren in einer Region ist und (3) wie viele dieser Familien an einem gesundheitsfördernden Kurzinterventionsangebot teilnehmen. Methoden: Alle Familien einer definierten nordostdeutschen Region mit Kindern unter 4 Jahren wurden schriftlich gebeten, an einer Gesundheitsstudie über junge Familien teilzunehmen. Die Familien konnten selbst (via kostenfreien Telefonanruf) mit den StudienmitarbeiterInnen Kontakt aufnehmen oder deren persönlichen Besuch abwarten. Die Befragung der Familien fand direkt im Haushalt oder telefonisch statt. Hatte mindestens ein Familienmitglied in den letzten 4 Wochen täglich mindestens eine Zigarette geraucht, galt das Einschlusskriterium für die Kurzinterventionsstudie als erfüllt und die Familie wurde um Studienteilnahme gebeten. Vorläufige Ergebnisse zur Erreichbarkeit: Zu einem Anteil von 92,2% (N=3308) der 3586 Familien im Befragungsgebiet konnte ein persönlicher Kontakt hergestellt werden. Von diesen erfolgreich kontaktierten Familien gaben 80,4% (N=2661) Auskünfte zum Gesundheitsverhalten und der familiären Situation. Unter den auskunftsbereiten Familien befinden sich 48,4% (N=1288) Raucher- und 51,6% (N=1373) Nichtraucherfamilien. 71,5% (N=921) der Raucherfamilien gaben ihr Einverständnis zur Teilnahme an der Kurzintervention. Vergleichsdaten (Soziodemografie, tabakattributable Erkrankungen des Kindes, subjektive Gesundheitskompetenz) zwischen Raucher- und Nichtraucherfamilien werden präsentiert. Schlussfolgerungen: Junge Familien sind sehr bereit, im häuslichen Umfeld über ihr Gesundheitsverhalten Auskunft zu geben. In der Hälfte der befragten Familien befinden sich rauchende Familienmitglieder und könnten Kinder (un)mittelbarer Belastung durch Passivrauch ausgesetzt sein. Es besteht eine hohe Bereitschaft für die Teilnahme an einer Kurzintervention zur Reduktion der Tabakrauchexposition.