Gesundheitswesen 2010; 72 - P202
DOI: 10.1055/s-0030-1266709

Dermatologische Erkrankungen bei 90.880 Beschäftigten – Sekundärdatenanalyse betrieblicher Hautkrebsscreenings

I Schäfer 1, P Mohr 2, M Augustin 3
  • 1UKE, CVderm, Hamburg
  • 2Elbekliniken, Buxtehude
  • 3UKE, CVderm

Studienziel war die Ermittlung der Häufigkeit von Hautkrebs und weiteren dermatologischen Erkrankungen in einer umfangreichen Beschäftigten-Population. Von 2001 bis 2008 fanden in mehr als 300 deutschen Betrieben unterschiedlicher Branchen Hautkrebsscreenings statt. Die Datenerhebung erfolgte standardisiert in Form von Ganzkörperuntersuchungen und Befragungen der Beschäftigten durch Hautärzte. Die in der retrospektiven Datenanalyse ermittelten Punktprävalenzen basieren somit auf klinischen Untersuchungen bzw. anamnestischen Angaben der Studienteilnehmer. Für die Auswertung standen die Daten von 90.880 Beschäftigten (46,7% weiblich) im Alter von 16–70 Jahren (MW 43,5J.) zur Verfügung. Ein Verdacht auf bösartige Neubildungen der Haut lag bei 1,1% der Untersuchten vor. Die Prävalenzen waren im Einzelnen: Malignes Melanom 0,2%, Basalzellkarzinom 0,9%, Plattenepithelkarzinom 0,1%. Eine Aktinische Keratose wurde bei 2,0% diagnostiziert. Bei allen Hautkrebsdiagnosen stieg die Prävalenz mit steigendem Alter kontinuierlich an, dieser Effekt zeigte sich am deutlichsten bei den Karzinomen (0,1% bis zum Alter von 40 und 3,5% bei den 60–70-Jährigen). Die häufigsten entzündlichen Hauterkrankungen waren Akne (3,9% aller Untersuchten), Rosazea (2,3%), Psoriasis (2,0%) und Atopisches Ekzem (1,4%). Bei den Pilzerkrankungen wurden Onychomykosen (6,6% aller Untersuchten) und Tinea pedum (5,1%) am häufigsten diagnostiziert. 21,4% der Studienteilnehmer gaben an, an einer Pollenallergie, 7,1% an einer Hausstauballergie und 8,0% an einer Kontaktallergie zu leiden. Die Prävalenz der Kontaktallergie war mit 16,1% in der Gruppe der 40–50-jährigen Frauen signifikant erhöht. Limitierungen der Studie sind ein potentieller Selection Bias hinsichtlich der teilnehmenden Betriebe und Beschäftigten sowie die nicht-vorliegende histologische Diagnosesicherung. Insbesondere bei den Screening-Daten zu bösartigen Neubildungen ist zu berücksichtigen, dass es sich um Verdachtsdiagnosen handelt, die die wahre Prävalenz überschätzen können. Die Alters- und Geschlechtsstruktur der Studienteilnehmer entspricht jedoch der der deutschen Erwerbstätigen-Bevölkerung. Die Studienergebnisse sprechen für den Nutzen einer wissenschaftlichen Begleitung und Auswertung umfangreicher Screening-Untersuchungen und können für die Planung der medizinischen Versorgung sowie für die Identifizierung z.B. altersspezifischer Risikogruppen herangezogen werden.