Gesundheitswesen 2010; 72 - P150
DOI: 10.1055/s-0030-1266657

Vordringliche Gesundheitsziele aus Sicht der Sozialmedizin und Rehabilitation

M Steiger 1, G Schmolz 2, I Zöllner 2
  • 1Hochschule fresenius, Idstein
  • 2Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg, Stuttgart

Einleitung: Mit einem Delphi-Ansatz sollte erhoben werden, welche Gesundheitsziele von Sozial- und Rehabilitationsmedizinern als vordringlich angesehen werden. Material und Methoden: In einem Weiterbildungskurs Sozialmedizin wurde das Konzept gesundheitsziele.de der Gesundheitsministerkonferenz vorgestellt. Im Anschluss wurden die TeilnehmerInnen, die überwiegend im stationären Reha-Bereich und beim MDK arbeiten, gebeten, zu den Zielbereichen Krankheitsbezug, Gesundheitsförderung/Prävention, Bevölkerungs- und Altersgruppen, Bürger(inn)en- und Patient(inn)enbezug je ein prioritär zu bearbeitendes Themenfeld als Gesundheitsziel zu nennen und nach 10 vorgegebenen Einschlusskriterien (Schweregrad, Verbreitung, volkswirtschaftliche Relevanz, ethische Aspekte usw.) von 1 (trifft kaum zu) bis 10 (trifft voll zu) zu bewerten. Ergebnisse: Mit der Erhebung konnten ca. 180 bewertete Zielvorschläge gewonnen werden (Teilnahmequote: 64/74). – Beim Zielbereich Krankheitsbezug führten Rücken- und Gelenkbeschwerden knapp vor Adipositas und deren Folgeerkrankungen. – Beim Zielbereich Gesundheitsförderung/Prävention wurden am häufigsten genannt: Ernährungsberatung, Bewegungsförderung, Prävention von Suchterkrankungen. – Beim Zielbereich Bevölkerungs- und Altersgruppen rangiert Gesundheitserziehung in Schule und Kindergarten vor Aktivitätsförderung älterer Menschen. – Beim Zielbereich Bürger(inn)en- und Patient(inn)enbezug gab es weniger Vorschläge – genannt wurde vorwiegend die Unterstützung der Bevölkerung zur Selbsthilfe. Beim Ziel Rücken- und Gelenkbeschwerden liegen die Bewertungen bei den Einschlusskriterien zur Verbreitung und volkswirtschaftlichen Relevanz im Mittel bei 9 bzw. 8,7, zu Beteiligungsmöglichkeiten knapp dahinter bei 7,9 Punkten, die Möglichkeiten zur Verbesserung der Chancengleichheit und die Wahrung ethischer Aspekte werden mit 5,7 und 5 Punkten skeptischer gesehen. Allgemein fällt bei den beiden letztgenannten (subjektiven) Kriterien eine größere Streuung der Bewertungen auf. Die Bewertungen bei den Einschlusskriterien zu den vorrangigen Ziele in den anderen Zielbereichen werden analog dargestellt und diskutiert. Diskussion: Die von den Teilnehmern eines sozialmedizinischen Kurses erfragten Gesundheitsziele in vier Zielbereichen einschließlich Bewertung von Einschlusskriterien führte zu einem Zielekorb, der sich an der Krankheitslast aus der Sicht der Tertiärprävention ausrichtet und von einer eher theoriegeleiteten Ableitung (wie bspw.bei gesundheitsziele.de) unterscheidet. Die Ergebnisse dieser Befragung weisen auf die Möglichkeit hin, von der praktischen Sozialmedizin wichtige Hinweise zur Priorisierung von Gesundheitszielen zu erhalten.