Gesundheitswesen 2010; 72 - P120
DOI: 10.1055/s-0030-1266627

Die Validität selbstberichteter Gewichts- und Größenangaben bei Erwachsenen in Österreich und Folgen für die Klassifikation unterschiedlicher BMI-Kategorien

F Großschädl 1, W Stronegger 1
  • 1Medizinische Universität Graz, Graz

Hintergrund: Selbstberichtete Daten zu Gewicht und Größe werden häufig zur Berechnung von Prävalenzen unterschiedlicher Erkrankungen (z.B.: Adipositas) verwendet. Epidemiologische Studien zeigten jedoch, dass Personen ihr Gewicht häufig unter- und ihre Größe überschätzen, was zu einer Missklassifikation deren Body Mass Indexes (BMI) führt. Ziel dieser Studie war es daher, erstmals die Validität selbstberichteter Gewichts- und Größenangaben in einer österreichischen Bevölkerung zu untersuchen. Methoden: Im Jänner/Februar 2010 wurden in der südlichen Region Österreichs Daten von 553 Erwachsenen erhoben, die in einem öffentlichen Ambulatorium freiwillig an einer gesundheitlichen Vorsorgeuntersuchung teilnahmen (Durchschnittsalter: 46 Jahre). Daten zu Gewicht, Größe und dem Gesundheitsverhalten und demographische Daten wurden mit einem Befragungsbogen anonymisiert erfasst. Anschließend wurden nach standardisiertem Verfahren das Gewicht und die Größe der PartizipantInnen von geschultem Ärztepersonal gemessen. Die Beurteilung der BMI-Kategorien erfolgte nach WHO-Richtlinien. Ergebnisse: Es zeigte sich ein signifikanter Unterschied zwischen dem gemessenen und selbstberichteten Gewicht (mittlere Differenz: –0,6kg) und der Größe (mittlere Differenz: +1,0cm). Die durchschnittliche Differenz zwischen den gemessenen und berichteten BMIs betrug –0,6kg/m2. Die Prävalenz von Untergewicht (BMI <18,5kg/m2) und Normalgewicht (BMI: 18,5–24,9kg/m2) wurde basierend auf selbstberichteten Daten zu den BMIs überschätzt, während diese für Übergewicht (BMI: 25–29,9kg/m2) und Adipositas (BMI >30kg/m2) zu niedrig eingeschätzt wurde. Die Adipositasprävalenz betrug bei selbstberichteten BMI 12,2%. Nachmessungen ergaben eine Prävalenz von 15,7%. Schlussfolgerung: Diese Ergebnisse zeigen, dass Prävalenzen zu Übergewicht und Adipositas, unter Anwendung selbstberichteter Gewichts- und Größenangaben, bei erwachsenen ÖsterreicherInnen unterschätzt werden. Die Abweichungen zu den gemessenen Daten sind im Vergleich mit internationalen Studien gering, in welchen StudienteilnehmerInnen ihr Gewicht um bis zu 5kg unter- und ihre Größe um über 5cm überschätzten. Um repräsentativere Analysen zur Validität berichteter Daten zum Gewicht und der Größe für Österreich anstellen zu können, werden Untersuchungen in weiteren Settings empfohlen.