Gesundheitswesen 2010; 72 - P113
DOI: 10.1055/s-0030-1266620

Das Gesundheitsverhalten in Nordrhein-Westfalen – Ergebnisse des Bevölkerungssurveys NRW 2009

M Mensing 1
  • 1Landesinstitut für Gesundheit und Arbeit des Landes Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf

Einleitung: Das Landesinstitut für Gesundheit und Arbeit Nordrhein-Westfalen (LIGA.NRW) führt seit 2003 jährlich repräsentative telefonische Bevölkerungsbefragungen durch. Die hier gewonnenen Daten sind Teil des Informationssystems „Gesundheit NRW“, fließen in die Landes-Gesundheitsberichterstattung und in den Indikatorensatz der Länder ein und dienen der Politikberatung NRW. Material/Methoden: Befragt werden deutschsprachige BürgerInnen (≥18 Jahre) mit Festnetzanschluss und Wohnsitz in NRW. Die repräsentative Stichprobe (n=2000) wird zweistufig gezogen und die Interviews mit CATI (Computer Assisted Telephone Interviews) durchgeführt. Jährlich erhoben werden die subjektive Einschätzung der Gesundheit, wichtige Erkrankungen und gesundheitsrelevante Verhaltensweisen. Die Fragenformulierung ist so gewählt, dass Vergleiche mit Surveys des RKI und europäischen Befragungen möglich sind. In 2009 wurden außerdem Fragen zu den Themen Schweinegrippe und Telemedizin gestellt. Ergebnisse: Der Survey wurde 12/2009 durchgeführt und zeigt signifikante Unterschiede im Gesundheitsverhalten, besonders bei Differenzierung nach Geschlecht und Sozialstatus. 64% der Befragten mit niedrigem Sozialstatus haben jemals an einer Krebsfrüherkennungsuntersuchung teilgenommen – vs. 77% der Oberschicht. Die eigene Ernährung beurteilen nur 47% der Befragten mit niedrigem Sozialstatus als sehr gut/gut (60% in der Oberschicht). Unter Übergewicht/Adipositas leiden 55,4% der Männer und 37,1% der Frauen, ein signifikanter Unterschied wie auch beim selbst eingeschätzten Alkoholkonsum: 34,6% der Männer trinken „mäßig – sehr viel“, 19,1% der Frauen. Beim Rauchverhalten jedoch hat sich die weibliche Bevölkerung NRWs den Männern angenähert: 27,3% der Frauen rauchen regelmäßig oder gelegentlich (Männer: 31,3%). Diskussion/Schlussfolgerung: Der Survey ermittelte sich oft kumulierende Gesundheitsgefährdende Lifestyle-Faktoren, gepaart mit geringer Inanspruchnahme medizinischer Präventionsangebote. Zwar geben 61,6% der Männer und 54,9% der anspruchsberechtigten Frauen an, den sog. „Check-Up“ wahrgenommen zu haben – doch diese Werte spiegeln sich in der Realität nicht wider sondern zeigen, dass speziell beim Check-Up große Verunsicherung besteht. Zukünftige aufklärende Maßnahmen müssen daher neben einer intensiveren Nutzung sekundärer Präventionsangebote auch eine stärkere Wahrnehmung der besonderen Gesundheitsgefährdung durch gehäufte Risiken anstreben. Das Arztgespräch allein reicht für dieses Ziel nicht aus.