Gesundheitswesen 2010; 72 - P99
DOI: 10.1055/s-0030-1266606

Komplexe Interventionen – komplexe Evaluationen?

V Reisig 1, J Kuhn 1, U Mansmann 2, M Wildner 1
  • 1Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Oberschleißheim
  • 2Ludwig-Maximilians-Universität, München

Einleitung: Komplexe Interventionen in der Prävention sind Programme, die viele Projekte und Einzelaktivitäten unter einer strategischen Zielsetzung bündeln. Sie betreffen oft mehrere Settings, beteiligen vielfältige Akteure und arbeiten mit verschiedenen Ansätzen. Beispiele sind die Gesundheitsinitiative Gesund.Leben.Bayern. oder die Gemeinsame Deutsche Arbeitsschutzstrategie. Während für das Evaluationsdesign einzelner Projekte oft auf bewährte Verfahren zurückgegriffen werden kann, ist dies bei komplexen Interventionen nicht der Fall. Methodik: Fragen der Zielsetzung und des Anspruchs der Evaluation komplexer Interventionen und davon ausgehend methodische Herausforderungen werden diskutiert. An Beispielen werden Kernaspekte evaluativer Strategien herausgearbeitet. Ergebnisse/Diskussion: Die Evaluation komplexer Interventionen betritt konzeptionell Neuland. Zu diskutierende Fragestellungen sind z.B.

  • die besonderen Probleme des Wirkungsnachweises, denen hohe Erwartungen an nachhaltige Wirksamkeit insbesondere von komplexen Interventionen gegenüber stehen;

  • eine verstärkte Bedeutung der Aspekte Transparenz und Legitimation;

  • die Notwendigkeit einer engen Verknüpfung der Evaluation mit dem Programmmanagement der jeweiligen Intervention;

  • die angemessene Operationalisierung übergeordneter Fragestellungen, um die Evaluation komplexer Interventionsprogramme über die Addition der Evaluation einzelner Programmkomponenten hinaus weiterzuentwickeln.

Die Diskussion der methodisch-konzeptionellen Aspekte muss vor dem Hintergrund der Diskussion der Wertigkeit der Evaluation komplexer Interventionen geführt werden.