Gesundheitswesen 2010; 72 - P97
DOI: 10.1055/s-0030-1266604

Gemeinde-gestütztes Konzept zur Verbesserung der Kindergesundheit durch Förderung der Bewegungsaktivität von Schulkindern sowie durch Beteiligung bei der Freiraumplanung und Freiraumgestaltung im Wohngebiet

H Dunkelberg 1, J Schröder 2, H Schemel 3, A Blaume 2, K Haschke 4, S Araujo-Enciso 2, L Beutler 2
  • 1Universität Göttingen, Göttingen
  • 2Göttingen
  • 3München
  • 4Göttingen

Hintergrund: Bewegungsmangel gilt als wichtiger Faktor für gesundheitliche Beeinträchtigungen bei Kindern. Defizite in der physischen, sozialen, mentalen und emotionalen Entwicklung sind die Folge. Konzepte und Programme zur Verbesserung dieser durch Bewegungsmangel gekennzeichneten Ausgangslage müssen entwickelt und erprobt werden. Ziel der vorliegenden Interventionsstudie war es, auf kommunaler Ebene sowohl durch verhaltenspräventive Maßnahmen wie auch durch organisatorische und den Freiraum betreffende Veränderungen die Kindergesundheit zu fördern. Methoden: Ca. 280 Kinder im Einzugsgebiet von je zwei Grundschulen in Göttingen und München mit vorwiegend sozial benachteiligter Bevölkerungsstruktur bildeten die Zielgruppe. Als Kooperationspartner waren die Schulen und leitenden kommunalen Einrichtungen beteiligt. Einmal im Monat erfolgten im Schulunterricht Bewegungs- und Spielaktionen auf Freiflächen im Wohngebiet (Verhaltensprävention). Weiter wurden regelmäßig in den beiden Wohngebieten Bewegungsaktivitäten am Nachmittag angeboten. Unter Beteilung von Personen mit Engagement für Kindergesundheit (z.B. Lehrer, Eltern, Vertreter von Sportvereinen und religiösen Einrichtungen) wurden Kontaktgruppen in den Wohngebieten gebildet, die Verbesserungsvorschläge zur Freiraumsituation erarbeiteten und an deren Umsetzung mitwirkten. Bewegungsverhalten und gesundheitliche Entwicklung der Kinder wurde durch eine Fragebogenerhebung zu Beginn und am Ende des Projekts erfasst. Ergebnisse: Die organisatorisch-strukturellen Maßnahmen führten in Verbindung mit der Verwaltung und den Wohnungsbaugesellschaften zu konkreten Veränderungen und bewegungsverbessernden Maßnahmen. Die Fragebogenerhebung erbrachte Erkenntnisse zum Zusammenhang zwischen Wohlbefinden, bzw. gesundheitlichen Beeinträchtigungen einerseits und dem Bewegungsverhalten, dem Sozialverhalten und der Freiraumorientierung andererseits. Kinder mit selbstberichteten gesundheitlichen Beeinträchtigungen hielten sich signifikant weniger häufig mit Gleichaltrigen im Freien auf und bewerteten ihre Wohngegend als weniger guten Lebensraum. Das Bewegungsverhalten als Mittel zur Kompensation von emotionalem Stress war negativ mit Süßigkeitenkonsum und positiv mit der Häufigkeit von Sozialkontakten zu Gleichaltrigen korreliert. Schlussfolgerungen: Die Studie erbrachte signifikante Zusammenhänge zwischen gesundheitlichem Befinden oder Bewegungsverhalten und der Bewertung von Wohnbedingungen und der sozialen Beteiligung. Sie lieferte Ansatzpunkte für eine nachhaltige Förderung der Kindergesundheit auf dem Gebiet des Bewegungsverhaltens.