Gesundheitswesen 2010; 72 - P90
DOI: 10.1055/s-0030-1266597

Patientenbezogene Outcomes nach künstlichem Hüftgelenkersatz: 2003 und 2008/09 im Vergleich

S Neusser 1, T Grobe 2, H Dörning 2, E Bitzer 3
  • 1Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitssystemforschung (ISEG), Witten
  • 2Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitssystemforschung (ISEG), Hannover
  • 3Pädagogische Hochschule Freiburg, Freiburg

Im akut-stationären Versorgungssektor gilt es seit vielen Jahren, trotz schwieriger ökonomischer Bedingungen die Qualität der Versorgung zu erhalten. Ob dies in Bezug auf patientenbezogene Outcomes gelingt, wird am Beispiel des künstlichen Hüfgelenkersatzes geprüft. Die Analysen beruhen auf Krankenkassenroutinedaten und Angaben aus zwei in 2004 und 2009 durchgeführten Patientenbefragungen. Befragt wurden jeweils GKV-Versicherte nach Hüftgelenkersatz, ca. 9 Monate nach der Operation, d.h. Operation in 2003 (n=721) oder 2008/09 (n=1.440). Mit einem in beiden Befragungen identischen Erhebungsinstrumentarium wurden u.a. Angaben zu Begleiterkrankungen, Komplikationen sowie zum erinnerten präoperativen und aktuellem Beschwerdeniveau (Lequesne-Index, hohe Werte=starke Beeinträchtigung) erhoben. Der Effekt einer in 2003 oder 2008/09 durchgeführten Operation wurde deskriptiv und unter gleichzeitiger Einbeziehung von Confoundern (u.a. Alter, Komplikationen, Verweildauer, präoperatives Beschwerdeniveau) mit dem allgemeinen linearen Modell analysiert. Bei einer Rücklaufquote von jeweils ca. 78% lagen von 564 in 2003 und von 1.120 in 2008/09 operierten Personen auswertbare Fragebögen vor. Zwischen beiden Kohorten bestehen keine statistisch signifikanten Unterschiede in Bezug auf Alter, Geschlecht, Komorbidität, selbstberichtete Komplikationen und Anteil mit Anschlussheilbehandlung. Die Verweildauer der in 2008/09 operierten Patienten ist im Median 3 Tage kürzer als die der 2003 Operierten (14 Tage vs. 17 Tage, p<0,001). Das präoperative Beschwerdeniveau ist bei den in 2008/09 operierten Patienten 1 Punkt geringer als bei den in 2003 Operierten, gleichzeitig sind die berichteten Verbesserungen tendenziell geringer (Beschwerdereduktion 2008/09 vs. 2003: –7,8 vs. 8,4 Punkte, p<0,05). Unter Kontrolle für Art der Index-OP, Verweildauer, Alter, präopeatives Ausgangsniveau, Komorbidität, Komplikationen, aktuell Schmerzmittel und aktuell in ärztlicher Behandlung wg. des Hüfgelenks ist das Jahr, in dem die Operation durchgeführt wurde, kein statistisch signifikanter Einflussfaktor auf die Verbesserungen des indikationsspezifischen Beschwerdeniveau. Eine Verweildauer von mehr als 17 Tagen geht in beiden Jahren mit geringeren Verbesserungen einher. Die Qualität der Hüftgelenkendoprothetik ist unverändert hoch. Eine überdurchschnittlich lange Verweildauer kann als Indikator für kompliziertere Verläufe gewertet werden.