Gesundheitswesen 2010; 72 - P63
DOI: 10.1055/s-0030-1266570

Gesundheitliche Situation von 11- bis 17-Jährigen mit früher Manifestation des Typ 1-Diabetes im Vergleich zu Gleichaltrigen aus der Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland (KiGGS)

A Stahl 1, K Straßburger 1, C Bächle 1, A Icks 1, K Lange 2, T Meissner 3, C Graf 4, R Holl 5, G Giani 1, J Rosenbauer 1
  • 1Deutsches Diabetes-Zentrum (DDZ), Institut für Biometrie und Epidemiologie, Düsseldorf
  • 2Medizinische Hochschule Hannover, Medizinische Psychologie, Hannover
  • 3Universitätsklinikum Düsseldorf, Klinik für Allgemeine Pädiatrie, Düsseldorf
  • 4Deutsche Sporthochschule Köln, Institut für Bewegungs- und Neurowissenschaft, Köln
  • 5Universität Ulm, Institut für Epidemiologie, Ulm

Einleitung/Hintergrund: Die Inzidenz des Typ-1-Diabetes mellitus (T1DM) ist in den vergangenen Jahren insbesondere bei Kindern unter 5 Jahren kontinuierlich angestiegen, doch populationsbasierte Untersuchungen zum Verlauf des T1DM bei Heranwachsenden mit früher Manifestation fehlen bisher in Deutschland. Wichtige Erkenntnisse über Schutz- und Risikofaktoren für somatische und psychosoziale Probleme sowie besondere Bedürfnisse in dieser Patientengruppe ermöglicht der Vergleich mit Gleichaltrigen ohne Diabetes. Material und Methoden: Die Studie „Klinischer Verlauf des Typ-1-Diabetes mellitus bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit Krankheitsbeginn im Vorschulalter“ ist eine von 2009 bis 2011 durchgeführte deutschlandweite Querschnittserhebung bei 11- bis 21-Jährigen mit Manifestation im Alter von 0–4 Jahren und mindestens 10-jähriger Diabetesdauer. Im Rahmen dieser Studie wird bei den Betroffenen und ihren Eltern unter anderem ein an die KiGGS-Erhebung angelehnter Fragebogensurvey durchgeführt. In die Zwischenauswertung (Stand: 19.03.2010) gingen die Daten von 165 11- bis 17-Jährigen mit T1DM sowie 6813 Gleichaltrigen (Public-Use-File des KiGGS) und ihren Eltern ein. Ergebnisse: Die gesundheitsbezogene Lebensqualität gemessen mittels KINDL-R-Fragebogen wurde von den Eltern der Kinder und Jugendlichen mit T1DM insgesamt schlechter eingeschätzt als in der Vergleichsgruppe (Median des Elterngesamturteils 70,8 versus 75,0, p<0,0001). Dies ist insbesondere auf unterschiedliche Einschätzungen in den Dimensionen Familie, Freunde und Schule zurückzuführen. Der KINDL-Gesamtwert im Selbsturteil der Patientinnen und Patienten war nicht signifikant niedriger (Median 71,7 versus 73,9). Psychische Auffälligkeit (erhoben mittels SDQ-Fragebogen) sowie Verdachtsfälle für Essstörungen (erfasst mittels SCOFF-Fragebogen) wurden bei den Kindern und Jugendlichen mit T1DM insgesamt nicht signifikant häufiger aufgedeckt als im KiGGS. Diskussion/Schlussfolgerungen: Die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Heranwachsenden mit und ohne T1DM zu kennen (z.B. hinsichtlich gesundheitsbezogener Lebensqualität), ist wichtig, um zu einem besseren Verständnis des Erkrankungsverlaufs zu kommen. Die Erkenntnisse können zur Verbesserung des Diabetes-Managements bei Kindern und Jugendlichen beitragen. Die Arbeit wurde unterstützt durch das „Kompetenznetz Diabetes mellitus“, gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (Förderkennzeichen 01GI0802).