Gesundheitswesen 2010; 72 - P43
DOI: 10.1055/s-0030-1266551

Berufseinmündung von Gesundheits- und Pflegewirten – Ist nach dem Studium vor dem Studium?

S Busch 1, F Greiner 2
  • 1Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg, Hamburg
  • 2Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Prävention (ADP) e.V., Hamburg

Hintergrund: Die berufsqualifizierenden Studienabschlüsse akademisch ausgebildeter Gesundheits- bzw. Pflegewirte waren weitgehend unbekannt, es gab eher vage Vorstellungen über die Fähigkeiten und Fertigkeiten der Absolventen, adäquate Arbeitsangebote waren selten. Zwischenzeitlich sind sie in vielen Handlungsfeldern etabliert. Die angemessene Verwertbarkeit der erlernten skills und tools (operationalisiert in Arbeitsplatzbeschreibungen) und die tarifliche Verortung hinkt noch hinterher. Methodik: Alle Absolventen der Diplomstudiengänge Gesundheit und Pflege der HAW Hamburg werden seit 2003 in einer Vollerhebung umfassend zum Studienverlauf und zur beruflichen Integration mittels eines weitgehend standardisierten Erhebungsbogens schriftlich befragt. Ergebnisse: Basis: 129 Fragebögen (58 Gesundheit, 71 Pflege). Der Bekanntheitsgrad ihres Abschlusses wird von Gesundheitswirten in 82,5% der Fälle als „nicht bekannt“ oder „überhaupt nicht bekannt“ beurteilt, bei den Pflegewirten mit 31,9%. Keine Vorstellung über ihre spätere Tätigkeit hatten zu Beginn des Studiums 52,1% der Gesundheisstudierenden und 26,2% der Pflegestudierenden. 49 Gesundheitswirte und 62 Pflegewirte waren erwerbstätig. Tätigkeitsfelder der Gesundheitstudierenden sind breit gestreut mit einem Focus auf Wissenschaft (32,7%) und Projektmangement (14,3%). Pflegestudierende hingegen sind in der Mehrzahl der Fälle in leitenden Positionen in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen tätig (u.a. 35,5% als Pflegedienstleitung, 11,3% im Qualitätsmanagement). Weitere Unterschiede: Befristete Positionen (Gesundheit 67,5%, Pflege 28,3%), Vorbehalte von Kollegen (Gesundheit 12,5%, Pflege 20,4%), Weiterbildung geplant (Gesundheit 75,0%, Pflege 67,7%), Promotion wird erwogen (Gesundheit 56,3%, Pflege 32,2%), Erwartungen an das Studium wurden erfüllt (Gesundheit antwortet in 53,1% mit „teilweise“, Pflege in 61,7% mit „ja“), aktuelle Tätigkeit ist Wunschberuf (Gesundheit 27,7%, Pflege 40,3%), (sehr) zufrieden mit aktueller Tätigkeit (Gesundheit 50%, Pflege 55%). Mehrere Gesundheitsstudierende geben an, dass sie die Forschung für sich entdeckt hätten. Schlussfolgerungen: Die berufliche Integration der Pflegestudierenden hat einen unmittelbareren Bezug zu den klassischen Handlungsfeldern, im Vergleich zu den Gesundheitsstudierenden; hier besteht oftmals der Wunsch oder auch die Notwendigkeit nach weiterqualifizierenden Studienangeboten. Curriculare (Weiter-)Entwicklungen müssen auf diesen Erfahrungen aufbauen. Pflegestudium mündet -erwartungsgemäß- in einem Beruf. Gesundheit studieren macht „Lust auf mehr“...