Gesundheitswesen 2010; 72 - P38
DOI: 10.1055/s-0030-1266546

Das Most-Significant-Change-Verfahren im Projekt BEO'S (Bewegung und Ernährung an Oberfrankens Schulen)

S Liebl 1, C Eichhorn 2, L Bodner 2, U Scholz 1, I Thieme 1, L Fürst 1, U Ungerer-Röhrich 1, E Nagel 2
  • 1Institut für Sportwissenschaft, Universität Bayreuth, Bayreuth
  • 2Institut für Medizinmanagement und Gesundheitswissenschaften, Universität Bayreuth, Bayreuth

Hintergrund: Ziel des Projekts BEO'S ist es, das Ernährungs- und Bewegungsverhalten an Grund- und Hauptschulen in Oberfranken zu verbessern. Hierbei wird von den individuellen Ressourcen und Rahmenbedingungen der einzelnen Schulen ausgegangen und Maßnahmen in Zusammenarbeit mit den Schulen geplant und umgesetzt. Um Veränderungen rückspiegeln zu können, werden neben quantitativen auch qualitative Instrumente eingesetzt. So wurde im Schuljahr 2008/2009 das Most-Significant-Change-(MSC)-Verfahren durchgeführt. Dieses Verfahren wurde 1996 von Rick Davis für die Hilfsorganisationen Christian Commission for Development in Bangladesh entwickelt. Die Übertragung auf schulische Institutionen in Deutschland und auf ein gesundheitsorientiertes Projekt ist neu und wegbereitend für weitere Einsätze mit vergleichbaren Rahmenbedingungen. Methoden: Das MSC-Verfahren sucht nach den bedeutendsten Veränderungen, die mithilfe von BEO'S verwirklicht bzw. durch BEO'S angestoßen wurden. Hierfür wurden allen relevanten Akteuren der Institution Schule wenige, schlichte Fragen gestellt im Sinne von: Was ist Ihrer Meinung nach die bedeutendste Veränderung seit Beginn des Projekts? Der Fokus liegt dabei auf den Bereichen Bewegung und Ernährung. Die offenen Fragen wurden schriftlich beantwortet. Anschließend wurden durch ein mehrstufiges Auswahlverfahren die Veränderungsgeschichten selektiert, welche die bedeutendsten Veränderungen für das Gesamtprojekt repräsentieren. Ergebnisse: Im Bereich Bewegung: Bei allen Zielgruppen werden als bedeutendste Veränderung die durch BEO'S angeschafften Spiel-/Bewegungsmaterialen genannt. Hierbei wird nicht nur die gesteigerte Bewegungsaktivität der Schüler hervorgehoben, sondern insbesondere die positiven Auswirkungen auf das Sozialverhalten der Kinder. Im Bereich Ernährung: Als bedeutendste Veränderung ist die Sensibilisierung für gesunde Ernährung zu nennen. Durch eine Vielzahl unterschiedlicher Maßnahmen wie z.B. Trinken im Unterricht, Bau eines Trinkwasserbrunnens oder Mithilfe bei einem gemeinsamen Schulfrühstück wird die Aufmerksamkeit der Schülerinnen und Schülern auf dieses Thema gelenkt. Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse können – wie im Fall BEO'S – quantitative Daten und deren Interpretation ergänzen. Die Qualität der Ergebnisse ist jedoch abhängig von der Akzeptanz der Zielgruppe bzgl. des MSC-Verfahrens. Daher ist eine intensive Zusammenarbeit mit den Beteiligten bei Anpassung und Umsetzung notwendig.