Gesundheitswesen 2010; 72 - P24
DOI: 10.1055/s-0030-1266532

Drei Ansätze proaktiver Rekrutierung von Tabakrauchern in Kurzinterventionen

U John 1, C Meyer 1, S Ulbricht 1, J Grothues 2, H Rumpf 2
  • 1Universität Greifswald, Greifswald
  • 2Universität Lübeck, Lübeck

Hintergrund: Ziel der Präsentation ist, drei Ansätze der Rekrutierung von Bevölkerungsstichproben für Interventionen im Rahmen der Prävention tabak-attributabler Krankheiten anhand von jeweils zwei Studien zu untersuchen. Alle drei Ansätze beinhalten proaktive Teilnehmerrekrutierung: Es wurde versucht, systematisch jede Zielperson einer Bevölkerungsstichprobe zu rekrutieren. Methode: Im direkt bevölkerungsbezogenen Ansatz 1 wurde erstens eine Zufallsstichprobe von Telefonnummern in Deutschland kontaktiert. In einer zweiten Studie zu diesem Ansatz wurden alle Familien mit Kindern im Alter unter vier Jahren in einer ausgewählten Region Vorpommerns adressiert. Im settingbezogenen Ansatz 2 wurden eine Zufallsauswahl von Arztpraxen und in einer zweiten Studie eine Zufallsauswahl von Zahnarztpraxen adressiert. Jeder konsekutive 18- bis 70-jährige rauchende Patient wurde kontaktiert. Im setting- und lebensereignisbezogenen Ansatz 3 wurden Mädchen und Frauen im Alter 14 bis 25 Jahre in Frauenarztpraxen und in einer zweiten Studie Mütter, die gerade entbunden haben, kontaktiert. In allen durchgeführten Interventionen war das Ziel Tabakabstinenz. Ergebnisse: In Ansatz 1 wurden in 6073 Haushalten mit Rauchern die Zielpersonen erreicht, 50,3% von ihnen nahmen an der Interventionsstudie teil. In Studie 2 nahmen von 1287 persönlich kontaktierten Familien mit Rauchern 71,6% teil In Ansatz 2 nahmen von 2074 eligiblen Patienten in Allgemeinarztpraxen 79,8%, von 353 eligiblen Patienten in Zahnarztpraxen 66,9% teil. In Ansatz 3 nahmen von 869 eligiblen Patientinnen in gynäkologischen Praxen 80,4% und von 1128 eligiblen Müttern 77,2% an einer Interventionsstudie zum Beenden des Tabakrauchens teil. In jeder Stichprobe befanden sich Raucher, die ihren Tabakkonsum zum Rekrutierungszeitpunkt nicht ändern wollten. Diskussion: Mit einer proaktiven Teilnehmerrekrutierung können erhebliche Anteile von Zielbevölkerungen in Interventionsvorhaben rekrutiert werden. Damit erfüllen Kurzinterventionsansätze eine wesentliche Voraussetzung für Bevölkerungswirksamkeit.