Gesundheitswesen 2010; 72 - P19
DOI: 10.1055/s-0030-1266527

Zielgruppe erreicht! Erste Ergebnisse aus der Evaluation der Tätigkeit der Stadtteilmütter in Berlin-Kreuzberg

R Stolzenberg 1, G Berg 1, G Bagci 1, U Maschewsky-Schneider 1
  • 1Berlin School of Public Health an der Charité, Berlin

Seit Anfang 2008 wurden fast 50 Frauen aus einem sozial benachteiligten Stadtteil in Berlin zu Stadtteilmüttern ausgebildet. Ihre Aufgabe ist es, durch Stärkung der Erziehungs- und Gesundheitskompetenz von Müttern das gesunde Aufwachsen und die Bildungschancen von Kindern aus bisher schwer erreichbaren Familien zu fördern. Durch Hausbesuche bei Frauen des gleichen Kulturkreises und den Aufbau von Familiencafés in Kindertagesstätten und Schulen sollen sie Mütter informieren und ihnen den Weg zu sozialen Angeboten und professioneller Unterstützung ebnen. Das Projekt wird im Rahmen des Förderschwerpunkts Präventionsforschung des BMBF evaluiert. Dabei werden unter anderem folgende Forschungsfragen untersucht: Gelingt es den Stadtteilmüttern, 1. Zugang zu den betreffenden Familien zu finden, 2. deren Erziehungs- und Gesundheitskompetenz zu erhöhen? Im Folgenden werden erste Ergebnisse zur Beantwortung dieser Fragen dargestellt. Methoden: Datenbasis ist zum einen die Auswertung von Dokumentationsbögen über die Hausbesuche der Stadtteilmütter im Zeitraum 2008/09 (n=50) sowie strukturierte Interviews mit den Stadtteilmüttern. Bei der Datenanalyse kamen sowohl PASW als auch qualitative Methoden zur Anwendung. Ergebnisse: Die Stadtteilmütter erreichten in der aufsuchenden Arbeit bisher überwiegend Familien mit Migrationshintergrund. Die meisten Familien sind abhängig von Transferleistungen und/oder befinden sich in schwierigen Lebenslagen. Die Stadtteilmütter berichten über etliche Hürden, um die Zielgruppe von einem Hausbesuch zu überzeugen. Hindernisse liegen vor allem in der ablehnenden Haltung der Ehemänner oder in der Angst vor sozialer Kontrolle (Jugendamt, Nachbarn). Die meisten bei den Hausbesuchen angesprochenen Themen betreffen die gesunde Entwicklung und Erziehung der Kinder. Die Stadtteilmütter begleiten aber auch in nicht unerheblichem Umfang die Familien in der Lösung von schwierigen Problemlagen. Schlussfolgerungen: Die Stadtteilmütter erreichen die angestrebte Zielgruppe, treffen aber auf etliche Hindernisse in der Umsetzung ihrer Aufgaben. Das Hausbesuchsprogramm stellt sich dabei als höherschwellig heraus als erwartet. Die Vermittlung von Inhalten zu Erziehung und Gesundheit findet mehrheitlich statt. Welche Wirkungen die Stadtteilmütter damit erzielen, werden weitere Untersuchungen zeigen.