Gesundheitswesen 2010; 72 - P18
DOI: 10.1055/s-0030-1266526

Nachhaltiges Organisationslernen im Arbeits- und Gesundheitsschutz bei kleinen und mittleren Unternehmen in der Bauwirtschaft durch die Etablierung intra- und interinstitutioneller Netzwerke

T Bernhardt 1, W Ritter 1, S Pöser 1, J Larisch 1
  • 1Zentrum für Sozialpolitik (ZeS), Bremen

Im Hinblick auf die Arbeitsunfälle und die arbeitsbedingten Erkrankungen ist die Bauwirtschaft ein Wirtschaftssektor mit hohen gesundheitlichen Risiken für die Beschäftigten, die zudem im Vergleich zu anderen Wirtschaftszweigen wegen der konjunkturellen Schwankungen auch ein höheres ökonomisches Risiko tragen. Die in der Bauwirtschaft dominierenden kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) sind wegen fehlender Ressourcen bei der Verbesserung von Sicherheit und Gesundheitsschutz auf Unterstützungsmaßnahmen sowie fundierten Praxislösungen für Sicherheit und Gesundheit angewiesen. Vor diesem Hintergrund wird im Rahmen der Gemeinsamen Deutschen Arbeitsschutzstrategie und der Bremer Landesinitiative in dem EU-finanzierten Kooperationsprojekt LernBauNet nach individuellen wie Netzwerk orientierten Faktoren für die Zusammenarbeit und Lernstrategie zwischen Akteuren aus der Bauwirtschaft gesucht. Aus den bereits erfolgten arbeitsmedizinischen und sozialwissenschaftlichen Analysen auf regionaler Ebene werden Strategien für ein Netzwerklernen entwickelt. Die Instrumente werden, auf ihre Praktikabilität bei den Akteuren erprobt und evaluiert. An dem Vorhaben sind über drei Jahre 25 Unternehmen der Bauwirtschaft beteiligt, Auftraggeber, Arbeitsschutzinstitutionen, Ausbildungsträger sowie Sozialpartner und -verbände. Ziel ist die Integration der KMU in ein nachhaltiges Netzwerk, in dem über den Austausch von Sicherheits- und Gesundheitsressourcen eine langfristige ökonomische und sozial verlässliche Beziehung aufgebaut wird. Im Fokus steht die Vernetzung von Fachunternehmern, Arbeitsschutzinstitutionen und Auftraggebern durch den integrativen Einbezug von Sicherheit und Gesundheit während des gesamten Bauvorhabens, wodurch diese Themen nicht mehr nur auf die durchführenden Firmen beschränkt sind, sondern gemeinsame (ökonomische) Ziele von Bauherren und Fachunternehmen verfolgen. Neben quantitativen und qualitativen Erhebungen wurden Unfallstatistikauswertungen sowie Baustellenbegehungen durchgeführt. In der Analysephase hat sich herausgestellt, dass bei allen beteiligten KMU ein hoher Bedarf an Unterstützung beim Arbeits- und Gesundheitsschutz besteht. Gleichzeitig weisen viele Verantwortungsträger defizitäre Wissensbestände auf. Hier greift die Vernetzung, da der individuelle wie organisationale Austausch über Erfahrungen stattfindet und so eine umfassende Netzwerkstruktur etabliert wird. Das Projekt wird den Prozess u.a. durch Qualifikationsprogramme, Mitarbeiterpartizipation, Expertenrunden sowie Informationskampagnen begleiten.