Gesundheitswesen 2010; 72 - P15
DOI: 10.1055/s-0030-1266523

Berufsbezogene Analyse der Arbeitsunfähigkeit aufgrund von Herz-Kreislauf-Erkrankungen für das Jahr 2008 in Deutschland

C Brendler 1, F Liebers 1, C Walzer 1, U Latza 1
  • 1Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, Berlin

Fragestellung: Herz-Kreislauf-Erkrankungen (HKE) gehören zu den häufigsten Erkrankungen und Todesursachen in Deutschland. Obwohl im fortgeschrittenen Alter deutlich höhere Prävalenzen bestehen, sind sie bereits in der berufstätigen Bevölkerung für ca. 7% der Zeiten durch Arbeitsunfähigkeit (AU) verantwortlich. Berufliche Faktoren (z.B. hohe physische Belastung, Lärm, Schichtarbeit und Zeitdruck) werden bei der Genese kardio-vaskulärer Erkrankungen diskutiert. Zum Erstellen geeigneter Präventionsstrategien müssen besonders betroffene Berufsgruppen identifiziert werden. Dazu wurden AU-Tage in Einzelberufen für ausgewählte Diagnosen der HKE in Deutschland untersucht. Methodik: Es wurden aggregierte AU-Daten für das Jahr 2008 von sieben gesetzlichen Krankenkassen mit Schichtung nach Beruf, Geschlecht, Alter und Diagnose verwandt. Für alle Einzelberufe wurde das alterstandardisierte Morbiditätsratio (SMR) für das geschlechtsbezogene Auftreten von AU-Zeiten aufgrund von HKE berechnet. Es wurden ICD-10-Diagnosen berücksichtigt bei denen das SMR größer als 1,5 und die Fehlerbreite des Effektschätzers kleiner als 50% waren. Ergebnisse: Der Datenbestand beinhaltet insgesamt 24,2 Mio. erwerbstätig Versicherte (12,5 Mio. Männer, 11,7 Mio. Frauen) und berücksichtigt damit ca. zwei Drittel der Erwerbsbevölkerung des Jahres 2008. Deutlich erhöhte Risiken für das Auftreten von AU-Tagen waren bei den Männern in mindestens 16 der 22 ausgewählten Diagnosen bei Transportarbeitern, Maschinenschlossern, Metallarbeitern und Kraftfahrzeugführern sowie bei den Frauen in mindestens 17 der 22 untersuchten Diagnosen bei Helferinnen in der Krankenpflege, Raumreinigerinnen, Köchinnen sowie Krankenschwestern und Hebammen zu sehen. Diskussion: Diese Berufsgruppen repräsentieren im Datenbestand mit ca. 1,5 Mio. bei den Frauen und 1,6 Mio. bei den Männern eine große Gruppe (ca 13%), in der genderspezifisch mit den genannten beruflichen Belastungen hohe Fehlzeiten entstehen. Dabei ist zu beachten, ob die berufliche Exposition die Erkrankungen ursächlich mit hervor bringt, bestehende Risiken bzw. Erkrankungen verstärkt oder außerberufliche Risikofaktoren bestehen. Dieses kann anhand der Sekundärdatenanalyse nicht beurteilt werden. Weiterer arbeitsepidemiologischer Forschungsbedarf zeigt sich somit auch auf dem Gebiet der HKE damit berufsspezifische Präventionsprogramme effizient und effektiv sein können.