Gesundheitswesen 2010; 72 - P7
DOI: 10.1055/s-0030-1266515

Vergleich der Überlebensraten von Brustkrebspatientinnen mit und ohne organisiertem Nachsorgeprogramm: eine bevölkerungsbezogene Auswertung des Epidemiologischen Krebsregisters Niedersachsen (EKN)

E Sirri 1, J Kieschke 2
  • 1Epidemiologisches Krebsregister Niedersachsen (EKN), Registerstelle Oldenburg, Oldenburg
  • 2Epidemioliogisches Krebsregister Niedersachsen (EKN), Registerstelle Oldenburg, Oldenburg

Zielsetzung: In Niedersachsen organisieren und vor allem dokumentieren sechs Nachsorgeleitstellen (NSLT) die Krebsnachsorge. Träger der NSLT ist die Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen. Als Ziele gelten u.a. die Unterstützung der ärztlichen Tätigkeit und Langzeitbetreuung vor Ort durch verbesserte Information, die Unterstützung qualitätssichernder Maßnahmen in der vertragsärztlichen Versorgung und die Schaffung einer Datenbasis zur Beschreibung und Analyse des onkologischen Versorgungsgeschehens. Falls die von den NSLT an das EKN gemeldeten Nachsorge-Patientinnen (NSP) besser versorgt werden, sollte sich dies in der Ergebnisqualität zeigen. Methodik: Bevölkerungsbezogen für den Bezirk Weser-Ems wurden sämtliche vom EKN erfassten Brustkrebsneuerkrankungen des Diagnosezeitraumes 2001–2006 unterschieden, ob sie über die NLST gemeldet wurden oder nicht (NSP vs. Nicht-NSP). Als Ergebnisindikator für den Vergleich wurde die relative 5-Jahres Überlebensrate genommen (Methode: Ederer II; Softwareprogramm SURV-4). Ergebnisse: Nicht-NSP (n=2376) vs. NSP (n=7923) waren zum Diagnosezeitpunkt durchschnittlich älter (67,5 vs. 60,7 Jahre) und zeigten niedrigere relative 5-Jahres Überlebensraten (73,7% vs. 87,3%, P<0,0001). Die Datenqualität zum Tumorstadium war bei Nicht-NSP schlechter. Insbesondere aufgrund fehlender Angaben zum Metastasenstatus konnten bei Nicht-NSP nur bei 8% ein UICC-Stadium gebildet werden (NSP: 94%). Auch bei einer Stratifizierung nach UICC Stadien zeigten Nicht-NSP schlechtere relative Überlebensraten (I: 92,8% vs. 99,5%; II: 83,0% vs. 90,7%; IV: 19,8% vs. 27,4% rel. Überleben), wobei der Unterschied bei z.T. kleinen Fallzahlen nicht signifikant war. Diskussion: Beim Vergleich der relativen 5-Jahres Überlebensrate hatten die in der organisierten Nachsorge betreuten Patientinnen bessere Werte. Neben eines positiven Effektes durch die Nachsorge sind als Einflussfaktoren zu diskutieren: Selektionseffekte (Hinweis dafür sind eventuell die Unterschiede in der Altersstruktur – insbesondere Komorbidität könnte im höheren Alter Einfluss auf das Überleben und die Teilnahme an Nachsorgeprogrammen haben) und Unterschiede in der Datenqualität. In anschließenden Analysen sollen das Ergebnis mit erweiterter Datengrundlage überprüft und gegebenenfalls mögliche Ursachen für die Unterschiede genauer untersucht werden.