Gesundheitswesen 2010; 72 - V296
DOI: 10.1055/s-0030-1266502

Erweitertes Follow-up und dosisbezogene Auswertungen der Kohortenstudie zu deutschem Flugpersonal

G Hammer 1, T Schafft 1, S Bennack 1, H Zeeb 1, M Blettner 1
  • 1Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Mainz

Einleitung: Fliegendes Personal ist berufsbedingt ionisierender Strahlung kosmischen Ursprungs exponiert und wird daher strahlenschutztechnisch überwacht. Frühere Studien beobachten neben einem Healthy-Worker-Effekt eine erhöhte Inzidenz von Brustkrebs und dem malignen Melanom, sowie eine erhöhte Mortalität an diesen Krebsarten. Die deutsche Flugpersonal-Kohorte war zum Zeitpunkt des ersten Follow-up mit Ende 1997 noch recht jung, so dass weniger Sterbefälle beobachtet wurden. Material und Methoden: Die Kohorte schließt alle Personen ein, die im Zeitraum 1960–1997 bei einer von zwei großen deutschen Luftfahrtgesellschaften als Flugpersonal beschäftigt waren. Das Mortalitäts-Follow-up der geschlossenen Kohorte wurde bis Ende 2004 erweitert. Die Beschäftigungshistorien sowie die Expositionsschätzung wurden ebenso fortgeschrieben. Zusätzlich wurden die ersten verfügbaren Daten des deutschen Strahlenschutzregisters für den Zeitraum 08'2003–12'2004 zur Validierung verwendet. Die Sterblichkeit der Kohorte wurde mit standardisierten Mortalitätsratios (SMR) für große Gruppen von Todesursachen und einzelne Krebstodesursachen beschrieben. Dosis-Wirkungsbeziehungen in Abhängigkeit von der Beschäftigungsdauer und der Strahlenexposition wurden mit Poisson-Regression geschätzt. Ergebnisse: Die Kohorte umfasst 17020 Flugbegleiterinnen, 3733 Flugbegleiter und 6117 Cockpitpersonal. Im Zeitraum 1960–1997 verstarben 547 Personen, im Zeitraum 1998–2004 weitere 384. Die durchschnittliche Beobachtungszeit beträgt nunmehr 19,7 Jahre. Die mediane kumulative effektive Strahlendosis des Cockpitpersonals betrug 29,6 mSv. In allen Teilkohorten wurden signifikant verringerte SMR für Herz-Kreislauf-Todesursachen beobachtet. Piloten und Flugbegleiterinnen wiesen signifikant verringerte SMR für alle Todesursachen auf, Piloten auch für Krebs. Bei Piloten wurde in den Dosisbezogenen Auswertungen ein sinkender Trend der Gesamtmortalität beobachtet, aber ein nichtsignifikant steigender Trend für Krebs insgesamt. Diskussion: Dieser Ergebnisse stimmen weitgehend mit denjenigen früherer Studien überein. Die Kohorte hat eine niedrige Sterblichkeit, was zum Teil auf die beruflichen Anforderungen zurückzuführen ist. Der Trend der Krebssterblichkeit beim Cockpitpersonal ist bei strahlenassoziierten Krebsarten schwächer als bei anderen; wahrscheinlich spielen andere, mit der Beschäftigungsdauer korrelierte Risikofaktoren oder ein Healthy-Survivor-Effekt eine Rolle.